Beschreibung:

ZENTRAL-TIBET, 18.Jh.
73x45(130x70) cm
Dieses Thangka zeigt die Darstellung des V. Dalai Lama. Er gilt als der herausragendste Dalai Lama der früheren Geschichte Tibets. Er war ein herausragender Politiker, Gelehrter und wichtigster Beschützer. Unter seiner Leitung begann der Bau des Potala in Lhasa, der hier rechts im Bild sehr detailreich dargestellt ist, und auch den markanten Tor-Chörten unmittelbar in dessen Nähe zeigt. Die Dalai Lamas gelten als menschliche Emanationen des Bodhisattva des Mitgefühls - Avalokiteshvara, dessen Attribut der Lotosstängel (Symbol der Reinheit), auch das der Dalai Lamas ist. In einem visionären Regenbogenkreis erscheint, in feinster Goldmalerei, Padmapani Avalokiteshvara mit einer Gazellenhaut über der Schulter. In seiner linken Hand hält der Patriarch das goldene, achtspeichige Dharma-Rad, und in dem gelben Gürtel seines Gewandes steckt halb verborgen ein blaufarbener, eiserner Phurba. Dieser weist auf die starken Einflüsse der Nying-ma pa Schule hin, deren Phurba- Kult seit seiner Jugend für ihn eine große Rolle spielte. Zur Rechten der zentralen Figur wächst ein Baum empor in dessen blühenden Zweigen, inmitten visionärer Wolken, die Dakini Narokhachöma als Ininitiationsgottheit erscheint. In der oberen rechten Ecke zeigt sich ebenfalls in einer bauschigen Wolke vermutlich der Panchen Lama (?) der eine eminente Rolle in seiner religiösen Entwicklung spielte. 1637 traf der Fünfte Dalai Lama mit dem Mongolenfürsten Gushri Khan zusammen. Eine kleine Szene an der rechten unteren Ecke des Throns weist auf diese Begegnung zwischen dem Dalai Lama und dem mongolischen Khan hin. In der unteren linken Ecke der Malerei erscheint eine Emanation des Brahmarupa Mahakala, eine direkte Ausstrahlung des Dharma-Schützers Chaturmukha-Mahakala. Er zeigt sich in der Gestalt eines Brahmanen dessen herausragendstes Attribut der Oberschenkelknochen eines verstorbenen Mädchens ist. Der Ton dieser Knochenflöte, die er in seiner hochgebundenen Brahmanenfrisur trägt, soll die Dämonen und Maras verschrecken. Tempera und Gold auf Baumwollgewebe, originale Brokateinfassung.
Literatur: Martin Brauen (Hrsg.), Die Dalai Lamas - Tibets Reinkarnationern des Bodhisattva Avalokiteshvara; Völkerkundemuseum der Universität Zürich/Arnoldsche Art Publishers, Stuttgart; 2005: S. 56 ff