Premium pages left without account:

Auction archive: Lot number 2041

Gerstäcker, Friedrich Gutachten 1847 über das Elend im Erzgebirge

Autographen
18 Apr 2018
Estimate
€5,000
ca. US$6,191
Price realised:
n. a.
Auction archive: Lot number 2041

Gerstäcker, Friedrich Gutachten 1847 über das Elend im Erzgebirge

Autographen
18 Apr 2018
Estimate
€5,000
ca. US$6,191
Price realised:
n. a.
Beschreibung:

Über Armut und Auswanderung im Erzgebirge Gerstäcker, Friedrich, weit gereister Schriftsteller und Abenteurer, authentischer Schilderer Amerikas und Asiens (1816-1872). Eigh. Gutachten in Briefform m. U. "Friedrich Gerstäcker". 9 1 / 2 S., eng beschrieben. Folio. O. O. u. J. (wohl Dresden 1847). Wohl an einen sächsischen Minister ("Excellenz"). In dessen, also amtlichem Auftrag erstelltes, sehr umfangreiches Gutachten des Experten für Emigration über Armut und Elend der durch die englische Industrieware brotlos gewordene Spitzenklöppler-Bevölkerung des Erzgebirges und Möglichkeiten der Besserung durch organisierte Auswanderung. Auf mehr als neun Folioseiten schildert Gerstäcker in eindringlicher Weise die dortigen Verhältnisse und stellt Überlegungen an, wie nicht etwa durch Investitionen im Land, sondern durch staatlich gelenkte Auswanderung Abhilfe geschaffen werden könnte. "... Ich bin fest davon überzeugt, daß der Noth und dem nackten Elend unseres Erzgebirges auf keine andere Art möglicher Weise abgeholfen werden kann, als durch eine Auswanderung, und zwar Auswanderung nach einem großartigen allgemeinen Plan, der von der Regierung selbst, ausgehen und geleitet werden müßte. Das Geschlecht jener Gebirge ist durch Noth und Mangel langer Leidensjahre entnervt und erschlafft und die ungeheuere Bevölkerung jenes armen Landstrichs hat es, trotz allen und gewiß in vieler Hinsicht segensreichen Bemühungen der Regierung, zur Unmöglichkeit gemacht, so auf die Erziehung der heranwachsenden Jugend einwirken zu können, um die unwissende Masse aus ihrer Lethargie aufrütteln, und mit dem jetzt rasend schnell weiter treibenden Leben fortreißen zu können. In seine Berge eingeschlossen, deren Horizont ihm die Welt scheint, verbrütet der Gebirger seine Tage, und kommt er je einmal hinaus in's flache Land, treibt ihn die entsetzlichste Noth dazu, den heimischen Heerd zu verlassen, so sieht er sich, seiner Ungeschicklichkeit, seines linkischen Benehmens wegen, bald verlacht ... Es ist denn auch, meiner Ansicht nach, mehr die geistige Stumpfheit, die den Armen gleichsam in den Fluch seiner Umgebung bannt, und es würde den angestrengtesten Bemühungen des Staates sicherlich nur nach langen langen Jahren und mit ungeheueren Opfern - wenn überhaupt - je gelingen ihn soweit heranzubilden, um diese Art von Wahnsinn ... zu besiegen. Die Noth ist dort aber gegenwärtig zu einer Höhe gestiegen, die jeden Menschenfreund mit größter Besorgniß erfüllen muß. Die Arbeiter jener Districkte, denen das englische Fabrikwesen eine so fürchterliche und nicht zu bekämpfende Concurrenz eröffnet hat, gehen nicht einmal mehr mit langsamen Schritten, nein sie fliegen förmlich ihrem Verderben entgegen ...". Kommt dann auf die Teuerung, die Lebensmittelpreise und die Lohnentwicklung der Jahre 1846 und 1847 zu sprechen und fürchtet Schlimmstes bei einer neuen Teuerung: "... wenn dann die Unglücklichen mit den heruntergedrückten Löhnen nicht einmal mehr im Stande sind ihr elendes Leben zu fristen, und nun gänzlich vom Staat erhalten werden müssen , wenn sie nicht elendiglich verderben sollen, denn eine Empörung gegen das Bestehende ist von diesem Geschlecht nicht zu fürchten, sie würden, ohne eine Hand für sich selbst zu heben, von ihren Klöppelstühlen fallen und sterben. Allerdings tragen die sogenannten Facktoren große Schuld an dem Elend der Armen ... Sie drücken die Preise mehr und mehr herunter und zwar gewaltsam herunter, indem sich der unglückliche Klöppler, der seine Arbeit augenblicklich verkaufen muß , um nur das nothwendigste Brod zu haben, gezwungen sieht, ihren oft niederträchtigen Bedingungen zu fügen. Auch das scheußliche Trucksystem fängt an von Einigen dieser Händler wieder eingeführt zu werden ...". Berichtet dann von einem solchen Händler in Großgöhlen, "der die armen Kinder großen Theils mit Waaren ablohnen soll, die sie für einen Spottpreis wieder verkaufen müssen. Als ich in Breitenbaum war, kam auch ein kleines Mädchen und bat die Past

Auction archive: Lot number 2041
Auction:
Datum:
18 Apr 2018
Auction house:
Galerie Bassenge
Erdener Str. 5a
14193 Berlin
Germany
info@bassenge.com
+49 30 89380290
+49 30 8918025
Beschreibung:

Über Armut und Auswanderung im Erzgebirge Gerstäcker, Friedrich, weit gereister Schriftsteller und Abenteurer, authentischer Schilderer Amerikas und Asiens (1816-1872). Eigh. Gutachten in Briefform m. U. "Friedrich Gerstäcker". 9 1 / 2 S., eng beschrieben. Folio. O. O. u. J. (wohl Dresden 1847). Wohl an einen sächsischen Minister ("Excellenz"). In dessen, also amtlichem Auftrag erstelltes, sehr umfangreiches Gutachten des Experten für Emigration über Armut und Elend der durch die englische Industrieware brotlos gewordene Spitzenklöppler-Bevölkerung des Erzgebirges und Möglichkeiten der Besserung durch organisierte Auswanderung. Auf mehr als neun Folioseiten schildert Gerstäcker in eindringlicher Weise die dortigen Verhältnisse und stellt Überlegungen an, wie nicht etwa durch Investitionen im Land, sondern durch staatlich gelenkte Auswanderung Abhilfe geschaffen werden könnte. "... Ich bin fest davon überzeugt, daß der Noth und dem nackten Elend unseres Erzgebirges auf keine andere Art möglicher Weise abgeholfen werden kann, als durch eine Auswanderung, und zwar Auswanderung nach einem großartigen allgemeinen Plan, der von der Regierung selbst, ausgehen und geleitet werden müßte. Das Geschlecht jener Gebirge ist durch Noth und Mangel langer Leidensjahre entnervt und erschlafft und die ungeheuere Bevölkerung jenes armen Landstrichs hat es, trotz allen und gewiß in vieler Hinsicht segensreichen Bemühungen der Regierung, zur Unmöglichkeit gemacht, so auf die Erziehung der heranwachsenden Jugend einwirken zu können, um die unwissende Masse aus ihrer Lethargie aufrütteln, und mit dem jetzt rasend schnell weiter treibenden Leben fortreißen zu können. In seine Berge eingeschlossen, deren Horizont ihm die Welt scheint, verbrütet der Gebirger seine Tage, und kommt er je einmal hinaus in's flache Land, treibt ihn die entsetzlichste Noth dazu, den heimischen Heerd zu verlassen, so sieht er sich, seiner Ungeschicklichkeit, seines linkischen Benehmens wegen, bald verlacht ... Es ist denn auch, meiner Ansicht nach, mehr die geistige Stumpfheit, die den Armen gleichsam in den Fluch seiner Umgebung bannt, und es würde den angestrengtesten Bemühungen des Staates sicherlich nur nach langen langen Jahren und mit ungeheueren Opfern - wenn überhaupt - je gelingen ihn soweit heranzubilden, um diese Art von Wahnsinn ... zu besiegen. Die Noth ist dort aber gegenwärtig zu einer Höhe gestiegen, die jeden Menschenfreund mit größter Besorgniß erfüllen muß. Die Arbeiter jener Districkte, denen das englische Fabrikwesen eine so fürchterliche und nicht zu bekämpfende Concurrenz eröffnet hat, gehen nicht einmal mehr mit langsamen Schritten, nein sie fliegen förmlich ihrem Verderben entgegen ...". Kommt dann auf die Teuerung, die Lebensmittelpreise und die Lohnentwicklung der Jahre 1846 und 1847 zu sprechen und fürchtet Schlimmstes bei einer neuen Teuerung: "... wenn dann die Unglücklichen mit den heruntergedrückten Löhnen nicht einmal mehr im Stande sind ihr elendes Leben zu fristen, und nun gänzlich vom Staat erhalten werden müssen , wenn sie nicht elendiglich verderben sollen, denn eine Empörung gegen das Bestehende ist von diesem Geschlecht nicht zu fürchten, sie würden, ohne eine Hand für sich selbst zu heben, von ihren Klöppelstühlen fallen und sterben. Allerdings tragen die sogenannten Facktoren große Schuld an dem Elend der Armen ... Sie drücken die Preise mehr und mehr herunter und zwar gewaltsam herunter, indem sich der unglückliche Klöppler, der seine Arbeit augenblicklich verkaufen muß , um nur das nothwendigste Brod zu haben, gezwungen sieht, ihren oft niederträchtigen Bedingungen zu fügen. Auch das scheußliche Trucksystem fängt an von Einigen dieser Händler wieder eingeführt zu werden ...". Berichtet dann von einem solchen Händler in Großgöhlen, "der die armen Kinder großen Theils mit Waaren ablohnen soll, die sie für einen Spottpreis wieder verkaufen müssen. Als ich in Breitenbaum war, kam auch ein kleines Mädchen und bat die Past

Auction archive: Lot number 2041
Auction:
Datum:
18 Apr 2018
Auction house:
Galerie Bassenge
Erdener Str. 5a
14193 Berlin
Germany
info@bassenge.com
+49 30 89380290
+49 30 8918025
Try LotSearch

Try LotSearch and its premium features for 7 days - without any costs!

  • Search lots and bid
  • Price database and artist analysis
  • Alerts for your searches
Create an alert now!

Be notified automatically about new items in upcoming auctions.

Create an alert