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Auction archive: Lot number 2341

Marcks, Gerhard 3 Briefe

Autographen
23 Oct 2015
Estimate
€400
ca. US$449
Price realised:
n. a.
Auction archive: Lot number 2341

Marcks, Gerhard 3 Briefe

Autographen
23 Oct 2015
Estimate
€400
ca. US$449
Price realised:
n. a.
Beschreibung:

"schließlich bin ich ja Bildhauer" Marcks, Gerhard, Bildhauer und Graphiker, Lehrer am Bauhaus, in der NS-Zeit als "entartet" diffamiert (1889-1981). 3 eigh. Briefe m. U. "Gerhard Marcks". Mit 1 Holzschnitt am Briefkopf. Zus. 3 1 / 2 S. Gr. 4to. Köln 1974-1981. An eine Freundin in Berlin. Auch in der Ästhetik des Schriftbilds schöne Altersbriefe des hoch gebildeten, sehr belesenen Künstlers. Im ersten Brief antwortet er auf ein Dankschreiben für eine Marcks-Graphik, eine antike Figur, die sie als "der große Krieg" interpretiert hatte. "... Baum und Krippe stehn noch, und der Bücher breitgestirnte glatte Schaaren, die gegen alle Verabredung jeden Weihnachtstisch wieder belasten. Jemand nettes schenkte mir Stifters Nachsommer , ohne zu ahnen, dass ich mich gern in diese Laubengänge verlieren möchte, statt immer mit der Nase draufgestuckst zu werden, dass Habsucht, Betrug und Mordlust die heutigen Weltthemen abgeben. - Ja und der 'grosse Krieg' , das verhängnisvolle Modell für 1914-45! Schrecklich zu lesen, dass auch die Griechen bei aller Philosophie nicht von ihrer selbstmörderischen Streitlust lassen konnten ... Offengestanden: mein Holzschnitt war eine Impression und sollte garnichts 'bedeuten'. Aber darum hat jeder Empfänger seine eigne Bedeutung reingelegt, vom frisch fromm fröhlichen Gärtner bis zum Totengräber. Brutal sieht er ja aus, das fand ich auch ... Die Sachlichkeit, die Wahrheitssuche der grossen griechischen Historiker, die nicht blos wie die Juden an 'das auserwählte Volk', sondern an die Menschheit dachten, das werden ewige Signale bleiben. Dir Dir Apollo will ich singen! Die griechischen Dichter haben mich nie ganz losgelassen ... Kennen Sie den Dichter Friedrich Georg Jünger, Bruder von Ernst? Dessen kleine Erzählungen schätze ich sehr! ... Sonst lasse ich deutsche Autoren auf sich beruhn, der kleinkarierte Böll ist nicht mein Fall, lieber lese ich die Chronik von Florenz, von Ghiberti. Schließlich bin ich ja Bildhauer, wenn auch in einem Volk, das bebrillt zur Welt kommt. 'Gott besser's - wird's aber nicht', sagt Fontane [29.XII.1974] ... Ich höre, das Ihre Tochter mir die Ehre antut an meinen Arbeiten Gefallen zu finden, sie sogar zu sammeln. Da ich in der mehr oder weniger glücklichen Lage bin, viel zu viel von meinen Studienblättern zu besitzen, so erlaube ich mir, ihr ein Angebot zum Selbstkostenpreis zu machen: jeder Esel ist dankbar, wenn man ihm seine Last erleichtert. Und ich bedaure ehrlich meine Tochter Brigitte, wenn sie vor der Erbmasse steht ... Als letztüberlebender denke ich mit Freude und Dankbarkeit z. B. an die Spaziergänge mit Erich [dem verstorbenen Mann der Adressatin], die uns in den Grunewald, als Pennäler, führten. Und in dieser Erinnerung seien die 2 Zeichnungen seiner Tochter geschenkt ..." [2.IX.1978]. Der dritte Brief, im Todesjahr des Künstlers geschrieben, ist ein Kondolenzschreiben, wohl an die Tochter der bisherigen Adressatin gerichtet. Am Beginn steht ein Gedicht von Wilhelm Busch "Über Leben und Tod" ; dann fährt Marcks fort: "... Alle meine Jugendfreunde sind hinüber - bis auf meine Frau. Wir beide können uns noch von der Vergangenheit, ihrer Schönheit und Anfechtung erzählen - ein unvorhergesehenes Glück in all dem immer wiederholten Verlust. Dieser hat Sie nun jetzt so schwer getroffen. Und ich glaube Ihren Schmerz nachfühlen zu können. Denn ich bin ein schlechter Christ und glaube nicht an ein Wiedersehn im 'Jenseits', das absolut Unvorstellbare. Dennoch, das weiss ich: der Tod ist gut, weil er das Leben ist. Weil er die Wurzel vom Lebensbaum ist. So acceptiere ich ihn gern. Einen anderen Trost weiss ich nicht ...". - Der Holzschnitt im Briefkopf zeigt einen Fuchs oder eine Katze auf den Hinterbeinen stehend, um in eine Vase hineinschauen zu können. - Der zweite Brief leicht geknittert, der dritte am Schluß mit kleinen Tintenverwischungen.

Auction archive: Lot number 2341
Auction:
Datum:
23 Oct 2015
Auction house:
Galerie Bassenge
Erdener Str. 5a
14193 Berlin
Germany
info@bassenge.com
+49 30 89380290
+49 30 8918025
Beschreibung:

"schließlich bin ich ja Bildhauer" Marcks, Gerhard, Bildhauer und Graphiker, Lehrer am Bauhaus, in der NS-Zeit als "entartet" diffamiert (1889-1981). 3 eigh. Briefe m. U. "Gerhard Marcks". Mit 1 Holzschnitt am Briefkopf. Zus. 3 1 / 2 S. Gr. 4to. Köln 1974-1981. An eine Freundin in Berlin. Auch in der Ästhetik des Schriftbilds schöne Altersbriefe des hoch gebildeten, sehr belesenen Künstlers. Im ersten Brief antwortet er auf ein Dankschreiben für eine Marcks-Graphik, eine antike Figur, die sie als "der große Krieg" interpretiert hatte. "... Baum und Krippe stehn noch, und der Bücher breitgestirnte glatte Schaaren, die gegen alle Verabredung jeden Weihnachtstisch wieder belasten. Jemand nettes schenkte mir Stifters Nachsommer , ohne zu ahnen, dass ich mich gern in diese Laubengänge verlieren möchte, statt immer mit der Nase draufgestuckst zu werden, dass Habsucht, Betrug und Mordlust die heutigen Weltthemen abgeben. - Ja und der 'grosse Krieg' , das verhängnisvolle Modell für 1914-45! Schrecklich zu lesen, dass auch die Griechen bei aller Philosophie nicht von ihrer selbstmörderischen Streitlust lassen konnten ... Offengestanden: mein Holzschnitt war eine Impression und sollte garnichts 'bedeuten'. Aber darum hat jeder Empfänger seine eigne Bedeutung reingelegt, vom frisch fromm fröhlichen Gärtner bis zum Totengräber. Brutal sieht er ja aus, das fand ich auch ... Die Sachlichkeit, die Wahrheitssuche der grossen griechischen Historiker, die nicht blos wie die Juden an 'das auserwählte Volk', sondern an die Menschheit dachten, das werden ewige Signale bleiben. Dir Dir Apollo will ich singen! Die griechischen Dichter haben mich nie ganz losgelassen ... Kennen Sie den Dichter Friedrich Georg Jünger, Bruder von Ernst? Dessen kleine Erzählungen schätze ich sehr! ... Sonst lasse ich deutsche Autoren auf sich beruhn, der kleinkarierte Böll ist nicht mein Fall, lieber lese ich die Chronik von Florenz, von Ghiberti. Schließlich bin ich ja Bildhauer, wenn auch in einem Volk, das bebrillt zur Welt kommt. 'Gott besser's - wird's aber nicht', sagt Fontane [29.XII.1974] ... Ich höre, das Ihre Tochter mir die Ehre antut an meinen Arbeiten Gefallen zu finden, sie sogar zu sammeln. Da ich in der mehr oder weniger glücklichen Lage bin, viel zu viel von meinen Studienblättern zu besitzen, so erlaube ich mir, ihr ein Angebot zum Selbstkostenpreis zu machen: jeder Esel ist dankbar, wenn man ihm seine Last erleichtert. Und ich bedaure ehrlich meine Tochter Brigitte, wenn sie vor der Erbmasse steht ... Als letztüberlebender denke ich mit Freude und Dankbarkeit z. B. an die Spaziergänge mit Erich [dem verstorbenen Mann der Adressatin], die uns in den Grunewald, als Pennäler, führten. Und in dieser Erinnerung seien die 2 Zeichnungen seiner Tochter geschenkt ..." [2.IX.1978]. Der dritte Brief, im Todesjahr des Künstlers geschrieben, ist ein Kondolenzschreiben, wohl an die Tochter der bisherigen Adressatin gerichtet. Am Beginn steht ein Gedicht von Wilhelm Busch "Über Leben und Tod" ; dann fährt Marcks fort: "... Alle meine Jugendfreunde sind hinüber - bis auf meine Frau. Wir beide können uns noch von der Vergangenheit, ihrer Schönheit und Anfechtung erzählen - ein unvorhergesehenes Glück in all dem immer wiederholten Verlust. Dieser hat Sie nun jetzt so schwer getroffen. Und ich glaube Ihren Schmerz nachfühlen zu können. Denn ich bin ein schlechter Christ und glaube nicht an ein Wiedersehn im 'Jenseits', das absolut Unvorstellbare. Dennoch, das weiss ich: der Tod ist gut, weil er das Leben ist. Weil er die Wurzel vom Lebensbaum ist. So acceptiere ich ihn gern. Einen anderen Trost weiss ich nicht ...". - Der Holzschnitt im Briefkopf zeigt einen Fuchs oder eine Katze auf den Hinterbeinen stehend, um in eine Vase hineinschauen zu können. - Der zweite Brief leicht geknittert, der dritte am Schluß mit kleinen Tintenverwischungen.

Auction archive: Lot number 2341
Auction:
Datum:
23 Oct 2015
Auction house:
Galerie Bassenge
Erdener Str. 5a
14193 Berlin
Germany
info@bassenge.com
+49 30 89380290
+49 30 8918025
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