Beschreibung:

Aus dem Besitz des Cluniazenser-Benediktiners von Lagny Missale Cluniacense. - Missale secundum usum celebris monasterij Cluniacensis, totiusque ordinis, ad Romanam ecclesiam nullo medio pertinentis. 2 Teile in 1 Band. 8 nn., CXX (statt CXXII), CXXVI num. Bl. Mit großer Holzschnitt-Titelbordüre und großem Titelholzschnitt, breiter Holzschnitt-Bordüre mit füllendem Textholzschnitt und etwas Typographie, einigen 20-zeiligen und zahlreichen 10-zeiligen, teils wiederholten Holzschnitt-Miniaturen und Hunderten von 6-zeiligen Metallschnitt-Initialen und Holzschnitt-Druckermarke am Schluss. Titel und durchgehend in Rot und Schwarz gedruckt. 32,5 x 22 cm. Dunkelbraunes Kalbsleder d. Z. (mit einigen größeren, sorgsam ergänzten und restaurierten Lederausrissen, Fehlstellen, Läsuren und Bereibungen, die Gelenke restaurierend überklebt, beschabt und bestoßen) mit 2 großen goldgeprägten szenischen Ovalmedaillons auf den Deckeln und goldgeprägtem Namen und Klosterortsbezeichnung in Versalien. Paris, Yolande Bonhomme, 1550. Bohatta, Bibliographia liturgica, 1796. EROMM 19950802. Nicht bei Adams und im STC. – Erste und im 16. Jahrhundert einzige Ausgabe des Missales nach Gebrauch des berühmten Reformklosters von Cluny, das seit seiner Gründung am 11. September 910 durch Wilhelm I., den Herzog von Aquitanien, bis zur Französischen Revolution die Kirchen- und Ordensgeschichte entscheidend prägen sollte. Durch die Säkularisation und nahezu vollständige Zerstörung dieses Benediktiner-Mutterklosters und der teilweisen Sprengung der Kirche unter Napoleon im Jahre 1810, sind die Zeugnisse oft rar, so dass das vorliegende Exemplar - vor allem mit seinen Annotationen - eine historische Bedeutung bekommt. Die Titelvignette zeigt die Erzapostel Petrus und Paulus, die beiden prächtigen wdhl. Bordüren mit zahlreichen Heiligen und Kirchenvätern, unten mit "T.K." monogrammiert. In der zweiten Bordüre ist passgenau ein großer Holzschnitt eingefügt, der die Zelebration der Messe in einer Kirche, wohl in der Apsis der Abteikirche von Cluny, mit Kirchenfürsten, Päpsten und einem Altar mit Kreuzigungsgruppe dargestellt. – Es fehlen dem ersten Teil 2 Blätter Fol. CXVI-CXVII (q 2-3 ), möglicherweise mit einer oder zwei weiteren Illustrationen, die aber auch anderen in den von uns nachweisbaren Exemplaren fehlen (vgl. etwas EROMM gbe10083946-0 das Exemplar in der National Library of Scotland, Edinburgh). Innengelenke restauriert, Vorsatz knickspurig, nur zu Anfang wenige kleine Wasserränder rechts und dadurch kleine Randläsuren durch Feuchtigkeitseinwirkung, letztes Blatt und Nachsatz ebenfalls mit kleinen Fehlstellen (unfachgemäß geklebt), sonst kaum angestaubt oder gebräunt, sehr sauber und mit interessanten zeitgenössischen hs. Einträgen in Sepia, auf dem Titelblatt unten (dort auch ein neuerer Besitzvermerk von 1736) und auf der letzten Seite über der Druckermarke. Oben teils etwas knapp beschnitten, der ganze Text und die Bordüren aber vollständig erhalten. Der bemerkenswert schöne Meistereinband mit zwei großen goldgeprägten Ovalmedaillons auf den Deckeln, vorne die Kreuzigung Christi, hinten die Verkündigung an Maria, sowie der in goldenen Versalien zwischen Doppelfileten eingeprägten Eignername, demnach das Buch für den Benediktiner Mönch François L'Espicier (oder Lespicier) gebunden wurde, der in der großen Abtei von Saint-Pierre de Lagny im französischen Département de Seine-et-Marne lebte ("Commune de Lagny-sur-Marne"). Das Kloster, das in der Französischen Revolution aufgelöst wurde, gehört heute zu den wichtigsten Baudenkmälern der Umgebung von Paris, im Westen der Stadt am Südufer der Marne: "Domp. Francoys Lespicier - Religieux de L'Abaye de Lagny".