Beschreibung:

Augsburg, E. Ratdolt, 1505. Fol. Mit altkolor. Kanonholzschnitt, altkolor. Wappenholzschnitt und großer Druckermarke, beide in Zweifarbendruck, sowie einigen großen, zweifarbig gedruckten schwarzgrundigen Initialen (eine altkoloriert). 9 nn. Bl., num. Bl. I-XXVI, 5 nn. Bl. (der nicht num., auf Pergament gedruckte Kanonteil entspricht fol. XXVII-XXXI), num. Bl. XXXII-XCIII. Blindgepr. Schweinsldr. d. Zt. auf Holzdeckeln (etw. fleckig, beschabt und bestoßen) mit ziselierten Eck – und Mittelbeschlägen (hinterer fehlt) sowie zwei intakten ziselierten Messingschließen. (7)
Aus der Bibliothek des Herzogs Robert von Parma. – Eines von vier bekannten Exemplaren. – VD 16 M 5553. Schottenloher, Ratdolt, XVIII und 57-60. Weale-B. 106. Katalog der liturgischen Drucke des XV. und XVI. Jahrhunderts in der herzoglich Parma’schen Bibliothek in Schwarzenau am Steinfeld, bearb. von H. Bohatta, Bd. I, Wien 1909, S. 45ff. (das vorliegende Exemplar). Livres de liturgie imprimés aux XVe et XVIe siècles, faisant partie de la bibliothèque de son altesse royale le duc Robert de Parme, Auktionskat., Paris 1932, Nr. 35 (ebenfalls unser Exemplar): "Exemplaire dans sa reliure originale, bien conservée. – Un seul autre est cité, celui de la Bibliothèque de Munich, mais il est incomplet. La figure du Canon provient d’une autre édition et remplace celle de l’exemplaire." – Nicht bei Adams und im STC. – Sehr seltenes Augsburger Missale. Neben unserem Exemplar, das lange Zeit als einziges vollständiges galt, wie die gerade zitierte Passage zeigt, sind nur noch drei weitere Exemplare von uns nachweisbar: ein komplettes in Erfurt in der Bibliothek des Evangelischen Ministeriums und zwei Exemplare in der BSB München (eines komplett: 2 Liturg. 180 m; eines inkomplett: 2 Liturg. 180 ma). – Laut Vorrede des Humanisten Johann Mader (Foeniseca) an Bischof Heinrich von Lichtenau eine für die ärmeren Augsburger Kirchen bestimmte Ausgabe des Augsburger Missales. Es ist weitgehend ausstattungs – und druckgleich mit einem ebenfalls bei Ratdolt bald nach 1500 erschienenen "Missale speciale Constantiense" (GW M24864; VD 16 ZV 11020). – Die im VD 16 und bei Weale-Bohatta abweichende Blattzählung erklärt sich dadurch, daß dort noch ein vorangestelltes leeres Blatt der ersten Lage und ein weiteres leeres Blatt der Pergamentlage des Kanonteils mitgezählt werden, Blätter, die in unserem Exemplar fehlen. Der prächtige Kanonholzschnitt ist mit Deckfarben und Goldgrund miniaturartig ausgeführt, wohl durch einen Augsburger Meister der Zeit, vielleicht im Auftrag des nicht näher bezeichneten Klosters, das das Missale laut Besitzvermerk 1512 erworben hat. Die Fassung in unserem Exemplar ist nicht mit dem bei Schottenloher abgebildeten, von Jörg Breu monogrammierten Holzschnitt identisch. Er wurde offenbar ausgetauscht, was Bohatta im Katalog der Parmaschen Bibliothek noch entgangen war und erstmals im Auktionskatalog von 1932 erwähnt wird. Der Typenvergleich des Textes unter der Darstellung zeigt indessen, daß dieser Holzschnitt ebenfalls von Ratdolt gedruckt worden ist, es sich also um einen Karton handelt. Dem Ersatz dürfte ein Holzschnitt zugrunde liegen, den Ratdolt schon in seinen Missaldrucken für Chur (1497) und Passau (1498; vgl. Schramm XXIII, Tf. 13, Abb. 20), ähnlich auch im Missale für Freising (1502; Schottenloher 47) verwendet hatte. – Ebenfalls recht prächtig die Druckermarke in zweifarbigem Druck (Weil 34) und der zusätzlich kolorierte Wappenholzschnitt. Der mittels Rollenstempeln blindgeprägte Einband mit altem Beschlagwerk ist wohl eine Augsburger Arbeit (vgl. Kyriss, Tf. 179). – Einige Bl. mit kleinen Ausbrüchen im Rand, leicht wasserrandig und mit einzelnen kleinen Wurmlöchern, 12 Bl. mit Blattweisern, stellenw. etw. fleckig und gebräunt. – Auf dem ersten Bl. Kaufvermerk: "Comp(r)atus est iste liber Anno D(omi)nj 1512 / gehort in das Kloster Kirchen und nit zu der Pfrönd". – Aus der Bibliothek des Herzogs von Parma in Schwarzau am Steinfeld (später Bibliothek von Herzog Robert von Parma) mit dem gestoch. Exlibris des Charles Louis de Bourbon, Herzogs von Parma 1847-1849, in der großen Variante (vgl. Zeitschrift für Bücherzeichen III, H. 4, 1893, S. 85), dazu Bibliotheksetikett mit Nummer 564. One of four known copies. – Very rare Augsburg missal. Apart from our copy which was regarded for a long time as the sole complete copy, as shown in the quoted passage, there are only three more copies which can be traced by us: a complete one at Erfurt in the Library of the Protestant Ministry and two copies in the Bavarian State Library