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Auction archive: Lot number 2437

Rilke, Rainer Maria Brief 1902 an Georg Fuchs

Autographen
18 Oct 2018
Estimate
€2,000
ca. US$2,300
Price realised:
€2,200
ca. US$2,531
Auction archive: Lot number 2437

Rilke, Rainer Maria Brief 1902 an Georg Fuchs

Autographen
18 Oct 2018
Estimate
€2,000
ca. US$2,300
Price realised:
€2,200
ca. US$2,531
Beschreibung:

"Es drängt alles nach einer Reform" - Eigh. Brief m. U. "Rainer Maria Rilke". 2 1 / 4 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Westerwede bei Bremen 9.I.1902. An den Theater- und Kunstkritiker Georg Fuchs (1868-1949), der als Vorkämpfer der Theater- und Kunst-Reformbewegung später (ab 1908) das Münchner Künstlertheater leitete. Rilke hatte drei Tage zuvor erfahren, daß sein Studien-Stipendium aus dem Legat von Jaroslav Rilke Mitte des Jahres auslaufen werde, weil seine Cousinen nach Rilkes Heirat seine Studienzeit als abgeschlossen betrachteten. Auf fieberhafter Suche nach einer festen Anstellung wendet er sich an Fuchs, der gerade Erfahrungen mit der Darmstädter Künstlerkolonie "Mathildenhöhe" gemacht hatte, die er gemeinsam mit dem Designer Alexander Koch in dem Katalog "Ein Dokument deutscher Kunst. Großherzog Ernst Ludwig und die Ausstellung der Künstler-Kolonie in Darmstadt von Mai bis Oktober 1901" dargestellt hatte. Rilke erkundigt sich nach Möglichkeiten, in Darmstadt eine Stellung zu finden. "... Eine unerwartete Veränderung in meinen Verhältnissen, welche verhängnisvoller Weise gerade jetzt, da ich mir in der Einsamkeit das ersehnte Heim gebaut habe, eintrat, zwingt mich, ohne langes Zögern einen Erwerb zu suchen ...". In diesem "Augenblick der Bestürzung" frage er deshalb: "... gäbe es in Darmstadt einen Platz für mich? 1. Bei einer Zeitschrift. 2. Böte das nun mal bestehende Theater der Kunst-Colonie nicht willkommenen Anlaß ein Schauspielhaus in unserem Sinn, ein Maeterlincktheater z. B. zu schaffen. Der Raum ist da, die Kräfte würden sich finden, das Publikum auch. Es drängt alles nach einer Reform auf diesem Gebiete - die Zeiten des 'Deutschen Theaters' sind um, seine an sich treffliche Schulung ist für neue Dramen, (die gewiß schon da sind,) ungeeignet, und noch bereitet sich nichts Neues vor; ich inszeniere jetzt in Bremen 'Schwester Beatrix' , die zur Wiedereröffnung der dortigen Kunsthalle aufgeführt werden soll. Dabei sehe ich wieder, wie sehr Maeterlinck doch auf dem Wege eines kommenden Dramas liegt ... und welche Freude es macht, seinen Absichten selbstdenkend nachzugehen. - Wenn der dem Neuen geneigte Fürst [Ernst Ludwig, Großherzog von von Hessen-Darmstadt, 1868-1937] durch den Zerfall der Colonie momentan auch vielleicht mißtrauisch geworden ist, wäre es des Versuchs nicht wert, sein Augenmerk solchen Plänen zuzuwenden? 3. Giebt es keinen Platz an einer Sammlung, in einem Kunstsalon den ich ausfüllen könnte ... Bei einer Anstellung wäre auch meine Kenntnis des Russischen u. russischer Kunst ein Stützpunkt ...". - Dem erwähnten "Deutschen Theater" in Berlin unter der Direktion Otto Brahms wurde von den Neuromantikern vorgeworfen, im Naturalismus erstarrt zu sein. Gleichzeitig wurde in vielen Bereichen der Kunst und Kultur nach Reformen gerufen, und auch Georg Fuchs verfaßte 1904 eine programmatische Schrift "Die Schaubühne der Zukunft". - Einriss in der vertikalen Falte des Doppelblattes; sonst sehr schöner Brief, der den Dichter in den Reihen der Theaterreformer zeigt.

Auction archive: Lot number 2437
Auction:
Datum:
18 Oct 2018
Auction house:
Galerie Bassenge
Erdener Str. 5a
14193 Berlin
Germany
info@bassenge.com
+49 30 89380290
+49 30 8918025
Beschreibung:

"Es drängt alles nach einer Reform" - Eigh. Brief m. U. "Rainer Maria Rilke". 2 1 / 4 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Westerwede bei Bremen 9.I.1902. An den Theater- und Kunstkritiker Georg Fuchs (1868-1949), der als Vorkämpfer der Theater- und Kunst-Reformbewegung später (ab 1908) das Münchner Künstlertheater leitete. Rilke hatte drei Tage zuvor erfahren, daß sein Studien-Stipendium aus dem Legat von Jaroslav Rilke Mitte des Jahres auslaufen werde, weil seine Cousinen nach Rilkes Heirat seine Studienzeit als abgeschlossen betrachteten. Auf fieberhafter Suche nach einer festen Anstellung wendet er sich an Fuchs, der gerade Erfahrungen mit der Darmstädter Künstlerkolonie "Mathildenhöhe" gemacht hatte, die er gemeinsam mit dem Designer Alexander Koch in dem Katalog "Ein Dokument deutscher Kunst. Großherzog Ernst Ludwig und die Ausstellung der Künstler-Kolonie in Darmstadt von Mai bis Oktober 1901" dargestellt hatte. Rilke erkundigt sich nach Möglichkeiten, in Darmstadt eine Stellung zu finden. "... Eine unerwartete Veränderung in meinen Verhältnissen, welche verhängnisvoller Weise gerade jetzt, da ich mir in der Einsamkeit das ersehnte Heim gebaut habe, eintrat, zwingt mich, ohne langes Zögern einen Erwerb zu suchen ...". In diesem "Augenblick der Bestürzung" frage er deshalb: "... gäbe es in Darmstadt einen Platz für mich? 1. Bei einer Zeitschrift. 2. Böte das nun mal bestehende Theater der Kunst-Colonie nicht willkommenen Anlaß ein Schauspielhaus in unserem Sinn, ein Maeterlincktheater z. B. zu schaffen. Der Raum ist da, die Kräfte würden sich finden, das Publikum auch. Es drängt alles nach einer Reform auf diesem Gebiete - die Zeiten des 'Deutschen Theaters' sind um, seine an sich treffliche Schulung ist für neue Dramen, (die gewiß schon da sind,) ungeeignet, und noch bereitet sich nichts Neues vor; ich inszeniere jetzt in Bremen 'Schwester Beatrix' , die zur Wiedereröffnung der dortigen Kunsthalle aufgeführt werden soll. Dabei sehe ich wieder, wie sehr Maeterlinck doch auf dem Wege eines kommenden Dramas liegt ... und welche Freude es macht, seinen Absichten selbstdenkend nachzugehen. - Wenn der dem Neuen geneigte Fürst [Ernst Ludwig, Großherzog von von Hessen-Darmstadt, 1868-1937] durch den Zerfall der Colonie momentan auch vielleicht mißtrauisch geworden ist, wäre es des Versuchs nicht wert, sein Augenmerk solchen Plänen zuzuwenden? 3. Giebt es keinen Platz an einer Sammlung, in einem Kunstsalon den ich ausfüllen könnte ... Bei einer Anstellung wäre auch meine Kenntnis des Russischen u. russischer Kunst ein Stützpunkt ...". - Dem erwähnten "Deutschen Theater" in Berlin unter der Direktion Otto Brahms wurde von den Neuromantikern vorgeworfen, im Naturalismus erstarrt zu sein. Gleichzeitig wurde in vielen Bereichen der Kunst und Kultur nach Reformen gerufen, und auch Georg Fuchs verfaßte 1904 eine programmatische Schrift "Die Schaubühne der Zukunft". - Einriss in der vertikalen Falte des Doppelblattes; sonst sehr schöner Brief, der den Dichter in den Reihen der Theaterreformer zeigt.

Auction archive: Lot number 2437
Auction:
Datum:
18 Oct 2018
Auction house:
Galerie Bassenge
Erdener Str. 5a
14193 Berlin
Germany
info@bassenge.com
+49 30 89380290
+49 30 8918025
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