Anbetung der Hirten. Dunkelbraune Feder, Aquarell und Deckfarben auf Bütten. Sign., nicht bezeichnet, dat. 1805. 63 x 45 cm. – Oben mittig und die Ränder etw. gebräunt, sonst nur leicht fleckig. – Unter Glas gerahmt (ungeöffnet). (82)
Thieme/Becker XXXI, 393 (Biographie). – Das Thema dieses im Werk des Malers sehr frühen und bemerkenswerten Blattes, die Anbetung des Christuskindes durch die Hirten, wird hier zu einer recht geschäftigen Darbringung von Geschenken verschiedener bäuerlicher Erzeugnisse umgedeutet. Statt der sonst üblichen weihnachtlichen Andächtigkeit im mystischen Halbdunkel des Stalls erstrahlt die ganze Szenerie in heller, klarer Farbigkeit. Diese würde recht profan wirken, erschiene darüber nicht die Engelsglorie mit dem Spruchband und wäre das Personarium nicht durchgehend in antike Gewänder gehüllt. Barocke Bildtraditionen werden hier zwar noch in der Komposition greifbar, nicht mehr aber im Ausdruck. Dies läßt sich damit erklären, daß das Werk an oder im Umkreis der Wiener Akademie entstanden ist und deren neueste künstlerische Entwicklungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts widerspiegelt. Dazu gehörten, vor dem Hintergrund von Aufklärung und Rückbesinnung auf das Vorbild der Antike, der Bruch mit den spätbarocken Traditionen respektive die Suche nach neuen, den gewandelten Idealen adäquaten Vorbildern sowie die Bestrebungen nach einer grundlegenden Erneuerung der christlichen Kunst. Die Vorbilder dafür fanden die jungen Wiener Maler, die nach 1800 an der Wiener Akademie studierten und aus deren Kreisen die Nazarener hervorgehen sollten, in der italienischen Hochrenaissance. Vor diesem Umfeld künstlerischer Entwicklungen betrachtet, handelt es sich bei unserer Darstellung um eines der frühesten bekannt gewordenen Zeugnisse der Raffael-Rezeption im Umkreis der Wiener Akademie und dokumentiert damit die Anfänge der Kunst der Nazarener. Die luzide Farbigkeit des Aquarells läßt sich mit gleichzeitigen Arbeiten Overbecks und Pforrs vergleichen. Leitbild in Farbigkeit und Komposition ist Raffael. Das Motiv der schleierhaltenden Madonna geht auf seine Madonna del Diadema, das Gewölk mit den Engeln auf die Madonna di Loreto, die männliche Rückenfigur auf Konstantins Schenkung und die stehende Frau mit dem Gabenkorb auf den Borgobrand zurück. Spitzer verarbeitet diese Anleihen zwar in einer vielfigurigen Komposition, die an Vorbilder aus der Spätrenaissance und dem Barock erinnert, doch wird anhand der Farbigkeit und der klaren Linienführung sehr deutlich, daß er sich die klassische Hochrenaissance, vor allem Raffael, vielleicht auch Correggio, zum Vor- und Leitbild genommen hat. Damit ist dieses datierte Blatt gewissermaßen nazarenische Kunst in statu nascendi.
Anbetung der Hirten. Dunkelbraune Feder, Aquarell und Deckfarben auf Bütten. Sign., nicht bezeichnet, dat. 1805. 63 x 45 cm. – Oben mittig und die Ränder etw. gebräunt, sonst nur leicht fleckig. – Unter Glas gerahmt (ungeöffnet). (82)
Thieme/Becker XXXI, 393 (Biographie). – Das Thema dieses im Werk des Malers sehr frühen und bemerkenswerten Blattes, die Anbetung des Christuskindes durch die Hirten, wird hier zu einer recht geschäftigen Darbringung von Geschenken verschiedener bäuerlicher Erzeugnisse umgedeutet. Statt der sonst üblichen weihnachtlichen Andächtigkeit im mystischen Halbdunkel des Stalls erstrahlt die ganze Szenerie in heller, klarer Farbigkeit. Diese würde recht profan wirken, erschiene darüber nicht die Engelsglorie mit dem Spruchband und wäre das Personarium nicht durchgehend in antike Gewänder gehüllt. Barocke Bildtraditionen werden hier zwar noch in der Komposition greifbar, nicht mehr aber im Ausdruck. Dies läßt sich damit erklären, daß das Werk an oder im Umkreis der Wiener Akademie entstanden ist und deren neueste künstlerische Entwicklungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts widerspiegelt. Dazu gehörten, vor dem Hintergrund von Aufklärung und Rückbesinnung auf das Vorbild der Antike, der Bruch mit den spätbarocken Traditionen respektive die Suche nach neuen, den gewandelten Idealen adäquaten Vorbildern sowie die Bestrebungen nach einer grundlegenden Erneuerung der christlichen Kunst. Die Vorbilder dafür fanden die jungen Wiener Maler, die nach 1800 an der Wiener Akademie studierten und aus deren Kreisen die Nazarener hervorgehen sollten, in der italienischen Hochrenaissance. Vor diesem Umfeld künstlerischer Entwicklungen betrachtet, handelt es sich bei unserer Darstellung um eines der frühesten bekannt gewordenen Zeugnisse der Raffael-Rezeption im Umkreis der Wiener Akademie und dokumentiert damit die Anfänge der Kunst der Nazarener. Die luzide Farbigkeit des Aquarells läßt sich mit gleichzeitigen Arbeiten Overbecks und Pforrs vergleichen. Leitbild in Farbigkeit und Komposition ist Raffael. Das Motiv der schleierhaltenden Madonna geht auf seine Madonna del Diadema, das Gewölk mit den Engeln auf die Madonna di Loreto, die männliche Rückenfigur auf Konstantins Schenkung und die stehende Frau mit dem Gabenkorb auf den Borgobrand zurück. Spitzer verarbeitet diese Anleihen zwar in einer vielfigurigen Komposition, die an Vorbilder aus der Spätrenaissance und dem Barock erinnert, doch wird anhand der Farbigkeit und der klaren Linienführung sehr deutlich, daß er sich die klassische Hochrenaissance, vor allem Raffael, vielleicht auch Correggio, zum Vor- und Leitbild genommen hat. Damit ist dieses datierte Blatt gewissermaßen nazarenische Kunst in statu nascendi.
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