Premium pages left without account:

Auction archive: Lot number 1 N

Wilhelm von Gloeden Volkshagen/Wismar

Auction 01.06.2018
1 Jun 2018
Estimate
€1,600 - €1,800
ca. US$1,866 - US$2,099
Price realised:
€2,728
ca. US$3,182
Auction archive: Lot number 1 N

Wilhelm von Gloeden Volkshagen/Wismar

Auction 01.06.2018
1 Jun 2018
Estimate
€1,600 - €1,800
ca. US$1,866 - US$2,099
Price realised:
€2,728
ca. US$3,182
Beschreibung:

Wilhelm von Gloeden Volkshagen/Wismar 1856 - 1931 Taormina Ohne Titel Um 1900 2 Albuminabzüge. 21 x 16,7 cm. 22,8 x 16,9 cm. Rückseitig mit Bleistift beziffert 'M 1/6' bzw. 'M 4/6'. „Sammeln bedeutet nicht nur die effektive Inbesitznahme eines Objektes, sondern die liebevolle Aneignung des auf dem Bild festgehaltenen Seins“ (Heinz P. Barandun) Wilhelm von Gloeden gilt als der prominenteste unter den Vertretern der männlichen Aktphotographie des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Seine Wahlheimat Taormina, jener Ort, an dem er sich 1877/78 niederließ und sein Studio eröffnete, wurde durch ihn zu einem "Mittelpunkt der mondänen homoerotischen Gesellschaft" des Fin de siècle (1). Dichter und Schauspieler, Maler sowie herausragende Persönlichkeiten aus Politik, Industrie und Hochadel der Jahrhundertwende, darunter Oskar Wilde und Gabriele d'Annunzio, Sarah Bernhardt und Marcel Proust machten hier Halt. Seine Freilichtstudien, die zumeist Jünglinge in antikisierenden Gewändern in arkadischer Landschaft zeigen, erfreuten sich schon zu Lebzeiten großer Beliebtheit und konnten über Kunstverlage als Vertriebspartner sowie Bestellkataloge erworben werden (vgl. Lot 1). Dank zahlreicher Ausstellungsbeteiligungen und Veröffentlichungen in wichtigen geschmacksbildenden Zeitschriften waren seine Werke international bekannt. In künstlerischer Hinsicht ebenbürtige Mitstreiter, wenngleich zu Lebzeiten weitaus weniger populär, waren die zunächst in Neapel und seit Mitte der 1890er Jahre in Rom tätigen Photographen Guglielmo (Wilhelm) Plüschow, ein Vetter von Gloedens, und Vincenzo Galdi. Letzterer war ein Schüler und Modell Plüschows und ebenso wie dieser auf männliche Aktportraits spezialisiert. Plüschow verwendete teilweise die gleichen photographischen Stilmittel, Requisiten und Modelle wie Gloeden, weshalb ihre Werke oft nur schwer voneinander zu unterscheiden sind. Peter Weirmair weist darauf hin, dass die Arbeiten von Plüschow "eine stärkere sexuelle Ausstrahlung besitzen als die den Bereich des Sexuellen eher aussparenden, romantisch gefärbten Arbeiten von Gloedens" (2). Auch wenn es sich bei den hier präsentierten Werken ausschließlich um Aufnahmen junger Männer handelt, die, wie Ulrich Pohlmann es nennt, das „Markenzeichen" der Photographen waren, würde es zu kurz greifen, Gloeden und seinen Umkreis auf den homoerotischen Aspekt ihres Werkes zu reduzieren. „Das zeitgenössische Verständnis war […] vielschichtiger, zumal die Aktphotographie auch den Aufbruch zu einer sukzessiven Befreiung von den körperfeindlichen Dogmen des 19. Jahrhunderts repräsentierten.“ (3) Der männliche Akt existierte in der Photographie bis dato nur in den oft hölzern wirkenden Studienvorlagen für die kunstakademische Ausbildung oder in pornographischen Aufnahmen, die unter dem Ladentisch gehandelt wurden. Allein der Schritt ins Freie war eine Pioniertat der Photographen. Die außerordentliche Qualität der hier vorliegenden Werke liegt in der ausgewogenen Komposition und der harmonischen Verbindung, die Landschaft, Figur und Requisite miteinander eingehen. Sie zusammen erzeugen den lebhaften Eindruck einer real existierenden arkadischen Welt. "Die Kunden waren vom Realismus der Körper betroffen, die durch Idealisierungsversuche nicht ästhetisiert werden konnten, wie dies in der Malerei eines Hans von Marées etwa möglich war." (4) Entgegen der üblichen Praxis zeitgenössischer Aktphotographen lehnte Gloeden manipulative Eingriffe am Negativ weitgehend ab, somit "nehmen seine Freilichtakte, deren Abbildungsschärfe jede körperliche Einzelheit betont, eine Ausnahmestellung in der Aktphotographie um 1900 ein" (5). Auslöser für das Interesse Heinz P. Baranduns an Wilhelm von Gloeden und seinem Umkreis sowie für die sich daraus entwickelnde Sammelleidenschaft war die Lektüre von Roger Peyrefittes Biographie-Roman 'Les amours singulières' (Paris 1949), ein Buch, das, wie der Sammler es selbst formuliert

Auction archive: Lot number 1 N
Auction:
Datum:
1 Jun 2018
Auction house:
Kunsthaus Lempertz KG
Neumarkt 3
50667 Köln
Germany
info@lempertz.com
+49 (0)221 9257290
+49 (0)221 9257296
Beschreibung:

Wilhelm von Gloeden Volkshagen/Wismar 1856 - 1931 Taormina Ohne Titel Um 1900 2 Albuminabzüge. 21 x 16,7 cm. 22,8 x 16,9 cm. Rückseitig mit Bleistift beziffert 'M 1/6' bzw. 'M 4/6'. „Sammeln bedeutet nicht nur die effektive Inbesitznahme eines Objektes, sondern die liebevolle Aneignung des auf dem Bild festgehaltenen Seins“ (Heinz P. Barandun) Wilhelm von Gloeden gilt als der prominenteste unter den Vertretern der männlichen Aktphotographie des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Seine Wahlheimat Taormina, jener Ort, an dem er sich 1877/78 niederließ und sein Studio eröffnete, wurde durch ihn zu einem "Mittelpunkt der mondänen homoerotischen Gesellschaft" des Fin de siècle (1). Dichter und Schauspieler, Maler sowie herausragende Persönlichkeiten aus Politik, Industrie und Hochadel der Jahrhundertwende, darunter Oskar Wilde und Gabriele d'Annunzio, Sarah Bernhardt und Marcel Proust machten hier Halt. Seine Freilichtstudien, die zumeist Jünglinge in antikisierenden Gewändern in arkadischer Landschaft zeigen, erfreuten sich schon zu Lebzeiten großer Beliebtheit und konnten über Kunstverlage als Vertriebspartner sowie Bestellkataloge erworben werden (vgl. Lot 1). Dank zahlreicher Ausstellungsbeteiligungen und Veröffentlichungen in wichtigen geschmacksbildenden Zeitschriften waren seine Werke international bekannt. In künstlerischer Hinsicht ebenbürtige Mitstreiter, wenngleich zu Lebzeiten weitaus weniger populär, waren die zunächst in Neapel und seit Mitte der 1890er Jahre in Rom tätigen Photographen Guglielmo (Wilhelm) Plüschow, ein Vetter von Gloedens, und Vincenzo Galdi. Letzterer war ein Schüler und Modell Plüschows und ebenso wie dieser auf männliche Aktportraits spezialisiert. Plüschow verwendete teilweise die gleichen photographischen Stilmittel, Requisiten und Modelle wie Gloeden, weshalb ihre Werke oft nur schwer voneinander zu unterscheiden sind. Peter Weirmair weist darauf hin, dass die Arbeiten von Plüschow "eine stärkere sexuelle Ausstrahlung besitzen als die den Bereich des Sexuellen eher aussparenden, romantisch gefärbten Arbeiten von Gloedens" (2). Auch wenn es sich bei den hier präsentierten Werken ausschließlich um Aufnahmen junger Männer handelt, die, wie Ulrich Pohlmann es nennt, das „Markenzeichen" der Photographen waren, würde es zu kurz greifen, Gloeden und seinen Umkreis auf den homoerotischen Aspekt ihres Werkes zu reduzieren. „Das zeitgenössische Verständnis war […] vielschichtiger, zumal die Aktphotographie auch den Aufbruch zu einer sukzessiven Befreiung von den körperfeindlichen Dogmen des 19. Jahrhunderts repräsentierten.“ (3) Der männliche Akt existierte in der Photographie bis dato nur in den oft hölzern wirkenden Studienvorlagen für die kunstakademische Ausbildung oder in pornographischen Aufnahmen, die unter dem Ladentisch gehandelt wurden. Allein der Schritt ins Freie war eine Pioniertat der Photographen. Die außerordentliche Qualität der hier vorliegenden Werke liegt in der ausgewogenen Komposition und der harmonischen Verbindung, die Landschaft, Figur und Requisite miteinander eingehen. Sie zusammen erzeugen den lebhaften Eindruck einer real existierenden arkadischen Welt. "Die Kunden waren vom Realismus der Körper betroffen, die durch Idealisierungsversuche nicht ästhetisiert werden konnten, wie dies in der Malerei eines Hans von Marées etwa möglich war." (4) Entgegen der üblichen Praxis zeitgenössischer Aktphotographen lehnte Gloeden manipulative Eingriffe am Negativ weitgehend ab, somit "nehmen seine Freilichtakte, deren Abbildungsschärfe jede körperliche Einzelheit betont, eine Ausnahmestellung in der Aktphotographie um 1900 ein" (5). Auslöser für das Interesse Heinz P. Baranduns an Wilhelm von Gloeden und seinem Umkreis sowie für die sich daraus entwickelnde Sammelleidenschaft war die Lektüre von Roger Peyrefittes Biographie-Roman 'Les amours singulières' (Paris 1949), ein Buch, das, wie der Sammler es selbst formuliert

Auction archive: Lot number 1 N
Auction:
Datum:
1 Jun 2018
Auction house:
Kunsthaus Lempertz KG
Neumarkt 3
50667 Köln
Germany
info@lempertz.com
+49 (0)221 9257290
+49 (0)221 9257296
Try LotSearch

Try LotSearch and its premium features for 7 days - without any costs!

  • Search lots and bid
  • Price database and artist analysis
  • Alerts for your searches
Create an alert now!

Be notified automatically about new items in upcoming auctions.

Create an alert