Beschreibung:

TIBET, 15.Jh.
69 x 54,5 cm R.
Linienthangka aus der Tradition der Kakyü und Sakya(?). Im Zentrum erscheint der Adibuddha Vajradhara, begleitet von zwei Bodhisattvas, von grüner und blauer Körperfarbe. Der Adibuddha verkörpert die reine und wahre Selbstnatur aller Buddhas und gilt als Offenbarer tantrischer Lehrinhalte. Vajradhara gilt als der Ursprung aller Erscheinungsformen. Seine Körperfarbe ist blau. Seinen Sitz bildet eine Lotusblume. Über den Staubgefäßen des Lotus liegt die weiße Mondscheibe, die als das Symbol der relativen Wahrheit gilt. Vajradhara sitzt im Diamantsitz mit gekreuzten Beinen und nach oben weisenden Fußsohlen. In beiden Händen hält die Gottheit Glocke (tib. dril bu, Skrt. gantha) und Diamantszepter (tib. rdo rje; Skrt. vajra) vor der Brust gekreuzt, die Symbole des Vajrayâna-Buddhismus. Die Glocke gilt als weibliches Symbol und als Sinnbild der Weisheit, die sich wie der Klang der Bronze auszubreiten vermag, und als Sinnbild des Ziels das es zu erreichen gilt. Das männlich besetzte Szepter, manchmal auch als "Donnerkeil" bezeichnet, versinnbildlicht die Methode, oder den (tantrischen) Weg. Durch das Überkreuzen der beiden Hände vor der Brust symbolisiert die Gottheit die Vereinigung der Gegensätze von Methode und Weisheit. Vajradhara erscheint kostbar ausgestattet im Schmuckkörper des Samboghakaya. Über den Schultern trägt er ein dunkelblaues Schultertuch und eine orangefarbene Schärpe die über seiner Körpermitte zusammengeknotet ist. Ein grünes Unterkleid und ein roter Überrock wird von einem Schmuckgürtel zusammengehalten. Auf seinem Haupt trägt er eine goldene Krone, dreiblättrig und juwelenbesetzt. Ein kostbares Kolier, und reicher Armschmuck zieren seinen Oberkörper. Seine Beine tragen Fußspangen. Die Fußsohlen sind zinnoberrot gefärbt, zum Zeichen seines hohen Standes als Cakravartin (Weltenherscher). Flankiert wird die Dreiergruppe, mit den beiden Bodhisattvas, von den allegorischen Tierdarstellungen die die Tugenden der Gottheit versinnbildlichen (paramitas). Rundherum sind Darstellungen von Siddhas, Gelehrte und Linikenhaltern der Kgyü- und der Sakya-Schule zu erkennen. Bei diesem Thangka handelt es sich um Verehrungsbild für Vajradhara und die Halter der Lehrtraditionen.Tempera auf Baumwollgewebe; aufgezogen auf Hartfaserplatte, unter Glas gerahmt.
Provenienz: Aus einer bedeutenden süddeutschen Privatsammlung, grossteils bei Schoettle Asiatica und Joachim Baader, München, zwischen 1968 und 2005 erworben, publ. Thangka Kalender 2012, Dezember, Windpferd Verlag 2011 - Berieben, part. rest.