Beschreibung:

Katharina Sieverding*, Imi Knoebel*, Imi Giese Joseph Beuys* Deutsch: Der Heilige Rock. 1969. Weißer Nesselstoff, zugeschnitten und genäht, blauer Stift. In der rechten Achsel eine dreieckige Fläche mit blauem Stift markiert, daneben ein skizzierter Pfeil bezeichnet: fettecke. Stoff ca. 48 x 60,3 cm. Montiert auf schwarzem Grund und hinter Glas gerahmt. ‚Hier wird der Heilige Rock um 25 Exemplare erweitert‘ – Chaos im Museum Das vorliegende Werk entstand am 25. April 1969 im Rahmen des legendären, als Happening inszenierten und von den damaligen Besuchern entweder als faszinierend oder völlig verstörend empfundenen Eröffnungsabends zu einer Ausstellung im Städtischen Museum Simeonstift in Trier. Die Ausstellung war durch den Kontakt zwischen Joseph Beuys und dem damaligen Leiter des Museums Curt Schweicher zustande gekommen und wurde in erster Linie durch die Studierenden der Beuys-Klasse an der Kunstakademie Düsseldorf konzipiert. Neben Katharina Sieverding Imi Knoebel und Imi Giese waren u.a. auch Jörg Immendorff Rainer Ruthenbeck, Palermo, Jonas Haffner, Johannes Stüttgen, Sigmar Polke mit diversen Aktionen, Installationen und Werken beteiligt. Zu dem als ‚Eröffnung mit Aktionen‘ angekündigten Abend kamen über 1000 Besucher, die sich zwischen den verschiedenen materialreichen Installationen aus Grasbüscheln, Gips, duftendem Heu, Wasserbassins, Reis, Aquarellen und Glasröhren drängten. Jörg Immendorff schlug an diesem Abend mit Hammer und Meißel ein Loch in die historische Museumswand und Alexander Jordan vermauerte den Eingang des Museums. Intensiviert wurde der chaotische Eindruck durch Protest-Aktionen der APO, die Mottenkugeln und Flugblätter verteilten. Ein Fernsehteam des SWR dokumentierte den spektakulären Abend in einem Beitrag u.a. mit einem Interview von Joseph Beuys Besonders aufsehenerregend und provozierend war an diesem Abend die Kunst-Aktion von Katharina Sieverding Imi Knoebel und Imi Giese inspiriert durch die im Dom zu Trier aufbewahrte Reliquie des Heiligen Rocks. Über ihrem Platz in der Ausstellung hatten Sieverding, Knoebel und Giese ein großes Plakat montiert: HIER WIRD DER HEILIGE ROCK UM 25 EXEMPLARE ERWEITERT/ KATHARINA IMI + IMI. Darunter saß Katharina Sieverding und nähte die von Imi Giese auf Stoff aufgemalten und von Imi Knoebel ausgeschnittenen Nachbildungen des heiligen Rocks zusammen. Sie verkauften an diesem Abend sieben Exemplare an die Besucher, u.a. auch an den Besitzer des vorliegenden Stücks. Am gleichen Abend soll es zu einem Streit zwischen den Beteiligten und Beuys gekommen sein, weil Beuys mindestens einen dieser Röcke signiert habe, wie Johannes Stüttgen in seinem Buch schreibt. Das vorliegende Objekt ist vermutlich das einzige von Beuys ‚signierte‘ Stück, allerdings handelt es sich bei der Beuys’schen Überarbeitung nicht um eine Signatur, sondern um eine Schraffur der Achsel, versehen mit einem Pfeil und dem Kommentar ‚Fettecke‘, die am Eröffnungsabend im Rahmen einer Diskussion über den Kunstbegriff zustande kam. Die Ausstellung wurde kurz nach diesem eindrucksvollen und erlebnisreichen Abend gegen den Protest der Künstler geschlossen und war nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich. Eindrucksvolle Schilderungen dazu vgl.: Johannes Stüttgen. Joseph Beuys Der Ganze Riemen. Der Auftritt von Joseph Beuys als Lehrer – die Chronologie der Ereignisse an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf 1966-72. Hg. vom Hessischen Landesmuseum. Köln 2008, S. 503 ff. Provenienz: Sammlung Burkhard Freyberg. Erworben am Eröffnungsabend der Ausstellung der Beuys-Klasse im Städtischen Museum Simeonstift in Trier am 25.4.1969 und dort von Joseph Beuys mit blauem Füller ‚überarbeitet‘. English: Der Heilige Rock / The Holy Robe. 1969. White nettle fabric, cut and sewn, blue pencil. In the right armpit a triangular area marked with blue pencil, next to it a sketched arrow inscribed: fettecke. Fabric approx. 48 x 60.3 cm. Mounted on a black background and framed behind glass. 'Hier wird der Hei