Beschreibung:

Meisterliche Skulptur des Königs Wenzel von Böhmen Böhmen Vor 1700 Lindenholz geschnitzt Höhe 135 cm Diese monumentale Skulptur von Museumqualität stellt den Heiligen Wenzel, den König von Böhmen aus der Přemysliden-Dynastie und dem Geschlecht der Luxemburger, dar. Der böhmische Landespatron und Nationalheilige Wenzeslaus oder Wenzel von Böhmen (Stará Boleslav c. 908 – 929/935 ebenda) erfährt als Märtyrer noch immer große Verehrung, da er sich für die Christianisierung Böhmens einsetzte und die Veitskirche in Prag gründete. Zahlreiche spätere Könige von Böhmen trugen denselben Namen. Der Heilige Wenzel trägt ein mehrschichtiges Gewand bestehend aus unterschiedlich strukturierten Textilien über einer gegürteten, rüstungsähnlichen Kleidung. Der Mantel mit prachtvollem Innenfutter wird von einem kurzen Fellüberwurf komplettiert. In bewegter Drehung ist der Mann mit langem Vollbart dem Betrachter zugewandt. Auf seinem Haupt ist eine floral verzierte Krone zu sehen; in seinen Händen hält er Reichsinsignien. Obwohl die Darstellung der Krone etwas divergiert und wohl auf künstlerische Freiheiten schließen lässt, handelt es sich hier vermutlich um die sogenannte Wenzelskrone, die Königskrone und Symbol für die Länder der Böhmischen Krone. Zusammen mit dem königlichen Reichsapfel, dem Zepter und dem Königsmantel zählt es zu den Insignien der Böhmischen Monarchie. Könnte es sich bei dem hier gezeigten luxuriösen Pelzgewand um eben diesen Königsmantel handeln? In seiner Gesamtheit strahlt die Königsfigur eine majestätische Aura aus, die sich besonders in den Details offenbart: In der dynamisch gelockten Haar- und Barttracht, die ein entschlossenes Gesicht rahmen und in dem kraftvollen Griff, mit dem er die Kronjuwelen als seine Attribute präsentiert. Stilistisch ist die Figur in die Zeit vor 1700 einzuordnen und wurde in Böhmen gefertigt. Typisch sind die gedrehten Körper mit ausladenden oder asymmetrisch angewinkelten Armen. Die bewegt gefältelte Draperie an den Ellbogen und in der aufgeworfenen, verkehrten Schüsselfalte erinnert an spätere Barockbildhauergrößen wie Matthias Bernhard Braun (Sautens 1684 – 1738 Prag), der zu den bedeutendsten Vertretern des böhmischen Barock zählte. Beispielsweise erinnert die Figurenauffassung an jene des Heiligen Ivo Hélory von Kermartin, aus einer 1711 in Sandstein für die Karlsbrücke gefertigten Figurengruppe, und an jene des Heiligen Johannes von Nepomuk, die Braun um 1721 schuf (Nationalgalerie Prag, VP 10377). Daher kann diese meisterliche Figur als Vorläufer für den böhmischen Barockstil im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts gelten. Literatur: Tomáš Hladík, Mannerist and Baroque Sculpture in Bohemia and Moravia 1550-1800, Prag 2021. Nationalgalerie Prag (Hrsg.), Baroque in Bohemia, Prag 2015.