Auction archive: Lot number 279

Otto Dix Untermhaus bei Gera 1891 - 1969

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Otto Dix Untermhaus bei Gera 1891 - 1969

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Beschreibung:

Otto Dix Untermhaus bei Gera 1891 - 1969 Singen/Hohentwiel Gräben vor Reims I 1916 Gouache auf Packpapier. 29 x 28 cm. Unter Glas gerahmt. Unbezeichnet. - Mit wenigen sehr kleinen Fehlstellen in den pastosen Farbpartien, teils mit winzigen Retuschen. Pfäffle G 1915/6 Mit einer schriftlichen Bestätigung vom Künstler (in Kopie) Provenienz Privatsammlung Deutschland; Galerie Thomas, München (1998); Privatsammlung Rheinland; Privatsammlung Süddeutschland Ausstellungen Hamburg 2007 (Bucerius Kunst Forum), Geisterbahn und Glanzrevue. Otto Dix Aquarelle und Gouachen, Kat. Nr. 10 mit ganzseitiger Farbabb. Literatur Dietrich Schubert, Ein unbekanntes Kriegsbild von Otto Dix Zur Frage der Abfolge seiner Kriegsarbeiten 1915-1918, in: Jahrbuch der Berliner Museen, Jahrgang 1996, S. 151 ff., S. 165 mit Farbabb. Als Soldat im Ersten Weltkrieg hatte sich Otto Dix wie so viele seiner Generation eine Katharsis, einen Neubeginn in diesem so existentiellen weltgeschichtlichen Ereignis erwartet: „Der Krieg war eine scheußliche Sache, aber trotzdem etwas Gewaltiges. Das durfte ich auf keinen Fall versäumen! Man muß den Menschen in diesem entfesselten Zustand gesehen haben, um etwas über den Menschen zu wissen. Vielleicht muß man das direkt mitgemacht haben.“ (Otto Dix im Gespräch mit Hans Kinkel, Stuttgarter Zeitung vom 1.12.1961, zit. nach: Brigitte Reinhardt, Dix Maler der Tatsachen, in: Otto Dix Bestandskatalog der Staatsgalerie Stuttgart, Stuttgart 1989, S. 12). Die realen Bilder jenes Krieges sollten Dix' Euphorie schnell weichen lassen und ihn für sein Leben prägen. In Frankreich und Russland registriert er die Routinen des Soldatenalltags und zeichnet mit Bleistift, Kohle oder Kreide auf Hunderten von Feldpostkarten. Seltener entstehen Gouachen, die auf kleinen quadratischen Papieren in leuchtenden Farben das Grauen des Krieges illuminieren. In der Summe ergeben seine Werke ein einzigartiges Bildertagebuch zwischen Reportage und Reflexion. In einem Brief an Helene Jakob beschreibt Dix die gegnerischen Stellungen als „eine mächtige Landkarte [...] nur die labyrinthischen Gräben und Gänge, die sich weiß aus dem Graugrün des Bodens anheben" (Zit. nach Dietrich Schubert, Künstler im Trommelfeuer des Krieges 1914-18, Heidelberg 2013, S. 112). Die „Gräben vor Reims“ malt Dix als lichte Phantasmagorie, als deformierte Landschaft unter dramatisch aufreißendem Himmel grell beleuchtet. Kein Mensch ist in dieser vom lauten Chaos der Schlacht bereinigten Landschaft zu sehen. Zerklüftet und doch vollkommend beruhigt, beinahe still, breitet sie sich zum Horizont hin aus, gespenstische Apokalypse und pastorales Idyll gleichermaßen. Formal sind Dix' Arbeiten dieser Jahre von der Auseinandersetzung mit dem Expressionismus und Futurismus geprägt. In diesem Kontext lässt sich auch die artifizielle Farbgestaltung verstehen, die vor allem über die locker getupften Partien Assoziationen einer blühenden Frühlingslandschaft weckt und so das irreale Moment der Darstellung noch unterstreicht.

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Otto Dix Untermhaus bei Gera 1891 - 1969 Singen/Hohentwiel Gräben vor Reims I 1916 Gouache auf Packpapier. 29 x 28 cm. Unter Glas gerahmt. Unbezeichnet. - Mit wenigen sehr kleinen Fehlstellen in den pastosen Farbpartien, teils mit winzigen Retuschen. Pfäffle G 1915/6 Mit einer schriftlichen Bestätigung vom Künstler (in Kopie) Provenienz Privatsammlung Deutschland; Galerie Thomas, München (1998); Privatsammlung Rheinland; Privatsammlung Süddeutschland Ausstellungen Hamburg 2007 (Bucerius Kunst Forum), Geisterbahn und Glanzrevue. Otto Dix Aquarelle und Gouachen, Kat. Nr. 10 mit ganzseitiger Farbabb. Literatur Dietrich Schubert, Ein unbekanntes Kriegsbild von Otto Dix Zur Frage der Abfolge seiner Kriegsarbeiten 1915-1918, in: Jahrbuch der Berliner Museen, Jahrgang 1996, S. 151 ff., S. 165 mit Farbabb. Als Soldat im Ersten Weltkrieg hatte sich Otto Dix wie so viele seiner Generation eine Katharsis, einen Neubeginn in diesem so existentiellen weltgeschichtlichen Ereignis erwartet: „Der Krieg war eine scheußliche Sache, aber trotzdem etwas Gewaltiges. Das durfte ich auf keinen Fall versäumen! Man muß den Menschen in diesem entfesselten Zustand gesehen haben, um etwas über den Menschen zu wissen. Vielleicht muß man das direkt mitgemacht haben.“ (Otto Dix im Gespräch mit Hans Kinkel, Stuttgarter Zeitung vom 1.12.1961, zit. nach: Brigitte Reinhardt, Dix Maler der Tatsachen, in: Otto Dix Bestandskatalog der Staatsgalerie Stuttgart, Stuttgart 1989, S. 12). Die realen Bilder jenes Krieges sollten Dix' Euphorie schnell weichen lassen und ihn für sein Leben prägen. In Frankreich und Russland registriert er die Routinen des Soldatenalltags und zeichnet mit Bleistift, Kohle oder Kreide auf Hunderten von Feldpostkarten. Seltener entstehen Gouachen, die auf kleinen quadratischen Papieren in leuchtenden Farben das Grauen des Krieges illuminieren. In der Summe ergeben seine Werke ein einzigartiges Bildertagebuch zwischen Reportage und Reflexion. In einem Brief an Helene Jakob beschreibt Dix die gegnerischen Stellungen als „eine mächtige Landkarte [...] nur die labyrinthischen Gräben und Gänge, die sich weiß aus dem Graugrün des Bodens anheben" (Zit. nach Dietrich Schubert, Künstler im Trommelfeuer des Krieges 1914-18, Heidelberg 2013, S. 112). Die „Gräben vor Reims“ malt Dix als lichte Phantasmagorie, als deformierte Landschaft unter dramatisch aufreißendem Himmel grell beleuchtet. Kein Mensch ist in dieser vom lauten Chaos der Schlacht bereinigten Landschaft zu sehen. Zerklüftet und doch vollkommend beruhigt, beinahe still, breitet sie sich zum Horizont hin aus, gespenstische Apokalypse und pastorales Idyll gleichermaßen. Formal sind Dix' Arbeiten dieser Jahre von der Auseinandersetzung mit dem Expressionismus und Futurismus geprägt. In diesem Kontext lässt sich auch die artifizielle Farbgestaltung verstehen, die vor allem über die locker getupften Partien Assoziationen einer blühenden Frühlingslandschaft weckt und so das irreale Moment der Darstellung noch unterstreicht.

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