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Auction archive: Lot number 53

Hein Gorny Witten 1904 - 1967 Hannover

Auction 30.11.2018
30 Nov 2018
Estimate
€8,000 - €10,000
ca. US$9,092 - US$11,366
Price realised:
€13,640
ca. US$15,503
Auction archive: Lot number 53

Hein Gorny Witten 1904 - 1967 Hannover

Auction 30.11.2018
30 Nov 2018
Estimate
€8,000 - €10,000
ca. US$9,092 - US$11,366
Price realised:
€13,640
ca. US$15,503
Beschreibung:

Hein Gorny Witten 1904 - 1967 Hannover Entwurf zum Berlinbuch 1946 Maquette für ein Photobuch mit zahlreichen Photographien und Photocollagen. 32,4 x 24 x 4 cm. 84 Seiten. Auf dem Schmutztitel mit Tinte signiert, datiert und beschriftet sowie mit Photographenstempel. Einige Seiten von fremder Hand mit Bleistift bezeichnet. Mit beiliegendem handschriftlichen Brief Hein Gornys Weitere Abbildungen auf Anfrage “Reproduktion verboten” stempelt Hein Gorny Pfingsten 1946 vorne auf die Leerseiten seiner Maquette, um dann handschriftlich zu ergänzen, dass es sich hierbei um “Proben aus einem demnächst erscheinenden Buch“ handele. Zu einer Publikation seines Bildbandes, einer ebenso faszinierenden wie bedrückenden Dokumentation der von Bomben zerstörten Hauptstadt, sollte es jedoch nie kommen; angesichts der Wirren und wirtschaftlichen Not fand sich, nur ein Jahr nach Ende des Zweiten Weltkriegs, kein Verleger für ein solches Projekt. Spricht Hein Gorny in einem handschriftlichen Brief, der seinem Buchentwurf beiliegt, von „einigen bescheidenen Proben aus einem grossen Plan“, so überrascht diese Bemerkung angesichts der wohlüberlegten und in sich schlüssigen Dramaturgie, der seine Photographien und Photomontagen auf 42 Doppelseiten folgen. Das Bild, das sich hier entfaltet, ist angesichts der allgegenwärtig erscheinenden Zerstörung ein Verheerendes: Ausgehöhlte Ruinen ragen in den Himmel, Dachstühle sind ausgebrannt, Kuppeln erscheinen wie skelettiert, ganze Wohnblöcke sind dem Erdboden gleichgemacht. Der Tiergarten, in der Not der Nachkriegsjahre abgeholzt, erscheint als kahle, staubige Brache, in den Straßen türmen sich die Trümmer. Verwendung fanden neben Gornys eigenen Berlin-Aufnahmen aus den Vor- und Nachkriegsjahren Bilder des ebenfalls in Berlin als Photograph tätigen Friedrich Seidenstücker sowie Luftaufnahmen, die Gorny 1945 gemeinsam mit dem amerikanischen Photographen Adolph Carl Byers gemacht hatte. Darüber hinaus griff er auf bereits publiziertes, d.h. vorgefundenes Bildmaterial zurück. Historische Stadtansichten der repräsentativen Bauten Berlins aus der Vorkriegszeit zählen ebenso dazu wie Bilder, die Gorny aus der Tagespresse abphotographierte, darunter eine Aufnahme der im Mai 1944 nach einem Bombenangriff in Flammen stehenden Kuppel des Französischen Doms. Besonders erwähnenswert ist hier jedoch eine Montage John Heartfields, die Gorny aus Kurt Tucholskys 1929 publiziertem Buch „Deutschland, Deutschland über alles“ übernahm. Abgebildet auf einer der ersten Seiten der Maquette, verortet Gorny mit seinem Rückgriff auf das Bild des auf der Kuppel des Reichstagsgebäudes tatenlos und seelenruhig die Zeichen der Zeit verschlafenden Parlamentariers einen der Gründe für die Katastrophe in der politischen Instabilität der Weimarer Republik. Die sich gleichsam auf jeder Seite mitteilende Anklage, die Gorny angesichts der maßlosen Zerstörung mit seinem Buch erhebt, richtet sich demnach keineswegs gegen die Alliierten, die die Stadt ab Herbst 1940 und in weit stärkerem Ausmaß seit Anfang 1943 bombardierten und damit in Schutt und Asche legten. Seinen Standpunkt, dass die Zerstörung Berlins vielmehr Adolf Hitler und seiner aggressiven Außenpolitik geschuldet sei, die die Bombardements erst provozierte, vermittelt der Photograph bereits sehr explizit auf der ersten Doppelseite des Entwurfs: Der Luftaufnahme der noch intakten historischen Mitte Berlins auf der linken Seite stellt Gorny eine Montage aus mehreren Photographien auf der rechten Seite gegenüber, in der er ein Portrait Hitlers mit der Ansicht des brennenden Französischen Doms sowie einer Aufnahme gespenstisch aufragender Ruinen kombiniert. Der hier bereits beschriebenen Methode der Gegenüberstellung eines „Vorher“ und „Nachher“, der Hein Gorny nahezu ausnahmslos durch den gesamten Buchentwurf folgt, stellt das grundlegende kompositorische Prinzip seiner Montagetechnik dar. In der Konfrontation etwa der Aufnahme des sich über dem Gendarmenmarkt herrschaftlich erhebenden Sc

Auction archive: Lot number 53
Auction:
Datum:
30 Nov 2018
Auction house:
Kunsthaus Lempertz KG
Neumarkt 3
50667 Köln
Germany
info@lempertz.com
+49 (0)221 9257290
+49 (0)221 9257296
Beschreibung:

Hein Gorny Witten 1904 - 1967 Hannover Entwurf zum Berlinbuch 1946 Maquette für ein Photobuch mit zahlreichen Photographien und Photocollagen. 32,4 x 24 x 4 cm. 84 Seiten. Auf dem Schmutztitel mit Tinte signiert, datiert und beschriftet sowie mit Photographenstempel. Einige Seiten von fremder Hand mit Bleistift bezeichnet. Mit beiliegendem handschriftlichen Brief Hein Gornys Weitere Abbildungen auf Anfrage “Reproduktion verboten” stempelt Hein Gorny Pfingsten 1946 vorne auf die Leerseiten seiner Maquette, um dann handschriftlich zu ergänzen, dass es sich hierbei um “Proben aus einem demnächst erscheinenden Buch“ handele. Zu einer Publikation seines Bildbandes, einer ebenso faszinierenden wie bedrückenden Dokumentation der von Bomben zerstörten Hauptstadt, sollte es jedoch nie kommen; angesichts der Wirren und wirtschaftlichen Not fand sich, nur ein Jahr nach Ende des Zweiten Weltkriegs, kein Verleger für ein solches Projekt. Spricht Hein Gorny in einem handschriftlichen Brief, der seinem Buchentwurf beiliegt, von „einigen bescheidenen Proben aus einem grossen Plan“, so überrascht diese Bemerkung angesichts der wohlüberlegten und in sich schlüssigen Dramaturgie, der seine Photographien und Photomontagen auf 42 Doppelseiten folgen. Das Bild, das sich hier entfaltet, ist angesichts der allgegenwärtig erscheinenden Zerstörung ein Verheerendes: Ausgehöhlte Ruinen ragen in den Himmel, Dachstühle sind ausgebrannt, Kuppeln erscheinen wie skelettiert, ganze Wohnblöcke sind dem Erdboden gleichgemacht. Der Tiergarten, in der Not der Nachkriegsjahre abgeholzt, erscheint als kahle, staubige Brache, in den Straßen türmen sich die Trümmer. Verwendung fanden neben Gornys eigenen Berlin-Aufnahmen aus den Vor- und Nachkriegsjahren Bilder des ebenfalls in Berlin als Photograph tätigen Friedrich Seidenstücker sowie Luftaufnahmen, die Gorny 1945 gemeinsam mit dem amerikanischen Photographen Adolph Carl Byers gemacht hatte. Darüber hinaus griff er auf bereits publiziertes, d.h. vorgefundenes Bildmaterial zurück. Historische Stadtansichten der repräsentativen Bauten Berlins aus der Vorkriegszeit zählen ebenso dazu wie Bilder, die Gorny aus der Tagespresse abphotographierte, darunter eine Aufnahme der im Mai 1944 nach einem Bombenangriff in Flammen stehenden Kuppel des Französischen Doms. Besonders erwähnenswert ist hier jedoch eine Montage John Heartfields, die Gorny aus Kurt Tucholskys 1929 publiziertem Buch „Deutschland, Deutschland über alles“ übernahm. Abgebildet auf einer der ersten Seiten der Maquette, verortet Gorny mit seinem Rückgriff auf das Bild des auf der Kuppel des Reichstagsgebäudes tatenlos und seelenruhig die Zeichen der Zeit verschlafenden Parlamentariers einen der Gründe für die Katastrophe in der politischen Instabilität der Weimarer Republik. Die sich gleichsam auf jeder Seite mitteilende Anklage, die Gorny angesichts der maßlosen Zerstörung mit seinem Buch erhebt, richtet sich demnach keineswegs gegen die Alliierten, die die Stadt ab Herbst 1940 und in weit stärkerem Ausmaß seit Anfang 1943 bombardierten und damit in Schutt und Asche legten. Seinen Standpunkt, dass die Zerstörung Berlins vielmehr Adolf Hitler und seiner aggressiven Außenpolitik geschuldet sei, die die Bombardements erst provozierte, vermittelt der Photograph bereits sehr explizit auf der ersten Doppelseite des Entwurfs: Der Luftaufnahme der noch intakten historischen Mitte Berlins auf der linken Seite stellt Gorny eine Montage aus mehreren Photographien auf der rechten Seite gegenüber, in der er ein Portrait Hitlers mit der Ansicht des brennenden Französischen Doms sowie einer Aufnahme gespenstisch aufragender Ruinen kombiniert. Der hier bereits beschriebenen Methode der Gegenüberstellung eines „Vorher“ und „Nachher“, der Hein Gorny nahezu ausnahmslos durch den gesamten Buchentwurf folgt, stellt das grundlegende kompositorische Prinzip seiner Montagetechnik dar. In der Konfrontation etwa der Aufnahme des sich über dem Gendarmenmarkt herrschaftlich erhebenden Sc

Auction archive: Lot number 53
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Datum:
30 Nov 2018
Auction house:
Kunsthaus Lempertz KG
Neumarkt 3
50667 Köln
Germany
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+49 (0)221 9257290
+49 (0)221 9257296
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