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Auction archive: Lot number 2107

Mann, Thomas Brief 1949 an Fritz Landshoff

Autographen
23 Oct 2015
Estimate
€3,500
ca. US$3,932
Price realised:
n. a.
Auction archive: Lot number 2107

Mann, Thomas Brief 1949 an Fritz Landshoff

Autographen
23 Oct 2015
Estimate
€3,500
ca. US$3,932
Price realised:
n. a.
Beschreibung:

"das Gefühl peinlichen Unsinns" - Eigh. Brief m. U. "Thomas Mann". 5 S. Gr. 8vo. Pacific Palisades (Kalifornien, USA) 9.III.1949. An seinen Verleger Fritz Landshoff. Sehr umfangreicher und interessanter Brief über die von dem Schriftsteller Hans Feist versuchte, aber mißratene und von der Kritik einmütig abgelehnte Umarbeitung des Romans "Lotte in Weimar" zu einem Theaterstück. Mann erläutert, wie es zu dieser "fatalen Geschichte" gekommen ist, nennt die Gründe für seine anfängliche Einwilligung zu dem Experiment, schildert seine unfreiwillige Mitarbeit und distanziert sich nachträglich davon. "... Das Ganze fing damit an, dass wir in Zürich die Dorsch in 'Stella' sahen und einstimmig fanden: Das ist ja die fertige und ideale Lotte! Feist stürzte sich sofort in die Idee, für 1949 aus dem Roman ein Stück zu machen, speziell für die Dorsch. Bei allen Zweifeln an der Möglichkeit war es für mich eine reizvolle Vorstellung; wenn der Versuch einigermaßen gelang, versprach ich mir ein kleines Fest davon ... So wehrte ich ihm nicht, - wobei die Erinnerung mitsprach, dass ich nie so nahe daran gewesen war, ein Lustspiel zu schreiben, wie damals, als ich 'Lotte in Weimar' konzipierte. Vielleicht konnte es doch noch eins werden! ... Ich liess ihn machen und bewahrte Stillschweigen über sein Betreiben, weil er es sich ausgebeten hatte und weil er erklärte, als Bearbeiter dauernde Anonymität waren [!] zu wollen. Er hat sie rasch aufgegeben! - Er schickte mir seine Versuche, schrieb mir lange, lange Briefe, forderte Rat, Zustimmung, Kritik, die Genehmigung all der im Grunde nutzlosen Zugeständnisse, geistigen Opfer und Nothilfen, deren Unvermeidlichkeit vorauszusehen gewesen war ... Unter uns: ich hatte das Gefühl peinlichen Unsinns, hatte aber Grund, mich für den Letzten zu halten, der zu urteilen im Stande sei. Klaus meinte, es sei gar nicht so übel, unter der Gunst des Jubiläumsjahres sei es am Ende möglich. Und Feist, ein Laokoon, umschlungen von Schwierigkeiten oder besser: Unlösbarkeiten, hatte schon zuviel Zeit, Geduld, heisse Mühe und Hingebung aufgewandt, als dass ich ihn noch hätte stoppen mögen. Dabei war es mir überhaupt nicht recht, dass er mich beteiligte, mich gewissermassen mitarbeiten liess. Die Gefahr lag nahe, dass er sich auf mich berufen, meine Briefe vorzeigen, sich als meinen Beauftragten hinstellen würde ... An Oprecht habe ich kürzlich, um Feist nicht im Stich zu lassen, geschrieben: Man solle mein Schweigen nicht als Gleichgültigkeit oder Abneigung auffassen; die Aufführung würde mir großen Spass machen, - dem freilich das Urteil der Sachverständigen vorauszugehen habe. Dies Urteil scheint ja nun einmütig vernichtend zu lauten. Es wundert mich nicht, ich war in tiefster Seele gefasst darauf ... Andererseits wäre es eine Grausamkeit und Untreue für den armen Feist, wenn ich die Versendung nun einfach inhibierte. Ich glaube, wir vermeiden Peinlichkeiten noch am besten, indem wir die Aufführung an erste Bühnen und erste Besetzung binden. In der Schweiz kommen nur Zürich und Basel in Betracht, sonst kein Theater. Für Wien und Deutschland muss dasselbe Prinzip gelten ... Auf diese Weise wird es wohl überhaupt zu keiner Aufführung kommen, und das soll mir recht sein ... ich ... wäre froh, wenn die unglückliche Angelegenheit begraben und vergessen wäre ...". - Mit "der Dorsch" meint Thomas Mann die hervorragende Bühnen- und Filmschauspielerin Käthe Dorsch. - Bürgin-Mayer 49/182. - Gelocht.

Auction archive: Lot number 2107
Auction:
Datum:
23 Oct 2015
Auction house:
Galerie Bassenge
Erdener Str. 5a
14193 Berlin
Germany
info@bassenge.com
+49 30 89380290
+49 30 8918025
Beschreibung:

"das Gefühl peinlichen Unsinns" - Eigh. Brief m. U. "Thomas Mann". 5 S. Gr. 8vo. Pacific Palisades (Kalifornien, USA) 9.III.1949. An seinen Verleger Fritz Landshoff. Sehr umfangreicher und interessanter Brief über die von dem Schriftsteller Hans Feist versuchte, aber mißratene und von der Kritik einmütig abgelehnte Umarbeitung des Romans "Lotte in Weimar" zu einem Theaterstück. Mann erläutert, wie es zu dieser "fatalen Geschichte" gekommen ist, nennt die Gründe für seine anfängliche Einwilligung zu dem Experiment, schildert seine unfreiwillige Mitarbeit und distanziert sich nachträglich davon. "... Das Ganze fing damit an, dass wir in Zürich die Dorsch in 'Stella' sahen und einstimmig fanden: Das ist ja die fertige und ideale Lotte! Feist stürzte sich sofort in die Idee, für 1949 aus dem Roman ein Stück zu machen, speziell für die Dorsch. Bei allen Zweifeln an der Möglichkeit war es für mich eine reizvolle Vorstellung; wenn der Versuch einigermaßen gelang, versprach ich mir ein kleines Fest davon ... So wehrte ich ihm nicht, - wobei die Erinnerung mitsprach, dass ich nie so nahe daran gewesen war, ein Lustspiel zu schreiben, wie damals, als ich 'Lotte in Weimar' konzipierte. Vielleicht konnte es doch noch eins werden! ... Ich liess ihn machen und bewahrte Stillschweigen über sein Betreiben, weil er es sich ausgebeten hatte und weil er erklärte, als Bearbeiter dauernde Anonymität waren [!] zu wollen. Er hat sie rasch aufgegeben! - Er schickte mir seine Versuche, schrieb mir lange, lange Briefe, forderte Rat, Zustimmung, Kritik, die Genehmigung all der im Grunde nutzlosen Zugeständnisse, geistigen Opfer und Nothilfen, deren Unvermeidlichkeit vorauszusehen gewesen war ... Unter uns: ich hatte das Gefühl peinlichen Unsinns, hatte aber Grund, mich für den Letzten zu halten, der zu urteilen im Stande sei. Klaus meinte, es sei gar nicht so übel, unter der Gunst des Jubiläumsjahres sei es am Ende möglich. Und Feist, ein Laokoon, umschlungen von Schwierigkeiten oder besser: Unlösbarkeiten, hatte schon zuviel Zeit, Geduld, heisse Mühe und Hingebung aufgewandt, als dass ich ihn noch hätte stoppen mögen. Dabei war es mir überhaupt nicht recht, dass er mich beteiligte, mich gewissermassen mitarbeiten liess. Die Gefahr lag nahe, dass er sich auf mich berufen, meine Briefe vorzeigen, sich als meinen Beauftragten hinstellen würde ... An Oprecht habe ich kürzlich, um Feist nicht im Stich zu lassen, geschrieben: Man solle mein Schweigen nicht als Gleichgültigkeit oder Abneigung auffassen; die Aufführung würde mir großen Spass machen, - dem freilich das Urteil der Sachverständigen vorauszugehen habe. Dies Urteil scheint ja nun einmütig vernichtend zu lauten. Es wundert mich nicht, ich war in tiefster Seele gefasst darauf ... Andererseits wäre es eine Grausamkeit und Untreue für den armen Feist, wenn ich die Versendung nun einfach inhibierte. Ich glaube, wir vermeiden Peinlichkeiten noch am besten, indem wir die Aufführung an erste Bühnen und erste Besetzung binden. In der Schweiz kommen nur Zürich und Basel in Betracht, sonst kein Theater. Für Wien und Deutschland muss dasselbe Prinzip gelten ... Auf diese Weise wird es wohl überhaupt zu keiner Aufführung kommen, und das soll mir recht sein ... ich ... wäre froh, wenn die unglückliche Angelegenheit begraben und vergessen wäre ...". - Mit "der Dorsch" meint Thomas Mann die hervorragende Bühnen- und Filmschauspielerin Käthe Dorsch. - Bürgin-Mayer 49/182. - Gelocht.

Auction archive: Lot number 2107
Auction:
Datum:
23 Oct 2015
Auction house:
Galerie Bassenge
Erdener Str. 5a
14193 Berlin
Germany
info@bassenge.com
+49 30 89380290
+49 30 8918025
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