Beschreibung:

(tätig in Brügge, spätes 15. Jahrhundert) Auferstehung Christi, Öl auf Holz, 144,5 x 85 cm, gerahmt Provenienz: Privatsammlung, Madrid; dort erworben durch den jetzigen Besitzer Wir danken Isabel Mateo Gómez, die die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat, für ihre Hilfe bei der Katalogisierung. Christus erhebt sich über einer Grabstätte aus Porphyr und weißem Marmor. Vor ihm bewachen Soldaten das Grab, von denen einige staunend zusehen, während andere schlafen. Christus ist mit gelängten Proportionen wiedergegeben; er ist mit einem weißen Lendenschurz bekleidet und trägt einen rot gefütterten braun-goldenen Brokatumhang. In seiner Linken hält er ein Kreuz, die Rechte hat er zum Segensgestus erhoben. Die Szene ist in einer offenen Landschaft mit einer Stadt im Hintergrund angesiedelt, die als Toledo identifiziert werden kann. Man betritt sie über die von zylindrischen Türmen flankierte maurische Porta de Bisagra, auch Tor des Alfonso VI. genannt. Rechts sind vermutlich die Alcántara-Brücke und die Festung San Servando dargestellt. Das Schaffen des Meisters des heiligen Ildefonso zeichnet sich durch die gelängten Proportionen seiner Figuren mit ihrer gemeißelten Anatomie und ihren rhythmisierten Bewegungen aus, was auch auf das vorliegende Gemälde zutrifft. Die Gesichter haben gerade Nasen und im Schatten liegende Augen. Hier ist der Mantel Christi bewegt dargestellt, mit skulpturiert anmutenden Falten. Gudiol hält diesen Meister für einen der großen spanisch-flämischen Maler: für einen Figuren- und Landschaftsmaler, der die Fähigkeit zur präzisen Zeichnung und skulpturhaften Figurenmodellierung besaß, dem aber auch Idealismus und spirituelles Sentiment nicht fremd war. Der Typus einer scharfkantigen Wiedergabe taktiler Objekte mag der Berührung mit deutschen Kupferstichen geschuldet sein, die in Spanien in Umlauf waren und als einflussreiche Anregungsquelle dienten (siehe J. Gudiol, Pintura gótica, Madrid 1955, S. 338–341). Der Meister ist nach dem Werk Der heilige Ildefonso empfängt das Messgewand von der Muttergottes benannt, einem großformatigen, heute im Louvre in Paris aufbewahrten Gemälde (Inv.-Nr. RF 1537). Diese Tafel ist der vorliegenden Auferstehung vergleichbar; abgesehen von der kantigen Darstellung der Faltenwürfe und ähnlich modellierter Figuren sind ihnen deren gelängten Formen gemeinsam. Auch die Farbigkeit ist ähnlich, vor allem die Rot- und Brauntöne der Umhänge, deren Innenfutter auf beiden Tafeln zu sehen ist. Die Auferstehung lässt sich auch mit vier Tafeln mit dem Heiligen Ludwig von Toulouse, dem Heiligen Anastasius, den Heiligen Petrus und Paulus und dem Heiligen Andreas vor Santiago, alle im Museo Nacional de Escultura de Valladolid (Inv.-Nr. CE0940; CE0941; CE0943; CE0942), vergleichen. Auf dem Bild des Louvre ist der heilige Ildefonso mit den Zügen von Kardinal Cisneros dargestellt, der 1495 Bischof von Toledo war. Sowohl das Louvre-Bild als auch die vorliegende Auferstehung, die eine stilistische Nähe zueinander aufweisen, können in diese Zeit datiert werden (siehe J. Yarza Luaces, Maestro de San Ildefonso, in: La Pintura del Museo Nacional de Escultura, Valladolid, Valladolid 2001, S. 42f.). Die Tafel des Louvre stellt zudem Heilige dar, die eine besondere Verbindung zu Toledo aufweisen, wie den heiligen Ildefonso und den heiligen Antonius. Dies würde die Vermutung erhärten, dass der Meister im Gebiet von Toledo tätig war, und es würde auch die Bestimmung der Stadt im Hintergrund der vorliegenden Tafel als Toledo rechtfertigen (siehe P. Silva Maroto, Pintura hispanoflamenca castellana: Burgos y Palencia: obras en tabla y sarga, Valladolid 1990, Bd. 1, S. 59, 234, 345; Bd. 3, S. 825, 832, 923).