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Auction archive: Lot number 617

Riemenschneider, Tilman und Werkstatt

770 | Kunst, Antiquitäten & Schmuck
27 Feb 2019 - 28 Feb 2019
Estimate
€45,000
ca. US$51,004
Price realised:
n. a.
Auction archive: Lot number 617

Riemenschneider, Tilman und Werkstatt

770 | Kunst, Antiquitäten & Schmuck
27 Feb 2019 - 28 Feb 2019
Estimate
€45,000
ca. US$51,004
Price realised:
n. a.
Beschreibung:

Heiligenstadt um 1460 - 1531 Würzburg, Würzburg, um 1520
46 x 44 x 9 cm
Vesperbild. Im Relief gearbeitet in der Grundform eines asymetrischen Dreiecks. Maria, in knieender Haltung dargestellt und den Kopf leicht gesenkt abgewendet, hält in ihrer rechten Hand das Ende ihres Kopftuches, wie im Begriff es an ihr Gesicht zu führen und sich die Tränen abzuwischen. Die Christusfigur zu ihren Füßen ist in halb liegender, halb sitzender Haltung dargestellt. Hinter den Figuren zeichnet sich eine schmale Bank mit stilisiertem Dekor von Mauerwerk ab. Linde, im Relief gearbeitet, aus zwei Teilen zusammengesetzt. Auf Holzsichtigkeit angelegte Arbeit, original eingesetzte Brustwarzen an der Christusfigur, die ehemals eingesetzten Dornen an der Krone fehlen. Die Fußspitzen der Christusfigur sind ergänzt sowie der Daumen der rechten Hand. Bei der Marienfigur ist ebenfalls der rechte Daumen ergänzt und die vertikale Kopftuchfalte rechts neben dem Gesicht. Eine mehrschichtige, spätere Fassung wurde in den 1970er Jahren abgenommen und durch braune Lasur und Schellacküberzug ersetzt. Bei einer neuerlichen, sorgfältigen Restaurierung wurden Lack und Lasur entfernt, Schwundrisse, Wurmlöcher und Unregelmäßigkeiten geschlossen und ausgeglichen, um eine Beruhigung der Oberfläche zu erzielen. Untersucht wurde auch der Abstand der Einschlagspuren der Gabel, mit der das Stück auf der Werkbank fixiert wurde und mit anderen bekannten Riemenschneider-Arbeiten verglichen. Mit einem Abstand des Innenmaßes von 6,5 cm stimmt es mit den Einspannlöchern anderer Werke überein. (Lit. Manfred Schürrmann, Beobachtungen zur Holzbearbeitung. In: Ausstellungskatalog Tilman Riemenschneider Werke seiner Blütezeit. Regensburg 2004, S. 140 f.).
Provenienz: seit vielen Generationen in Mainfränkischem Familienbesitz. Der Tradition dieser Familie katholischen Glaubens folgend, wurde die Pieta immer an eine Tochter weitervererbt und gelangte so auch in das jetzige Eigentum. Der Familienüberlieferung nach kam das Relief bereits zu Anfang des 18. Jahrhunderts durch eine namentlich bekannte Tante bei deren Übersiedelung von Würzburg in die Umgegend einer Mainfränkischen Stadt. Ein kleiner handgeschriebener Zettel mit Namensnennung und Datierung 1709 befand sich vormals auf der Rückseite. Im weiteren Verlauf sind die Nachkommen dieses Familienzweiges seit dem späten 18. Jahrhundert bis in die heutige Zeit dokumentiert. Bekannt ist auch, daß die Pieta um 1900 durch Heirat und Umzug in das Stadthaus am Main gelangte, aus dem es aktuell stammt. Dort hing sie in einem Erker. Bei einem größeren Umbau im Jahre 1954 wurde die Pieta auf dem Speicher in einer kleinen Kammer in einem Schrank zwischengelagert und geriet in Vergessenheit. Erst 1974, nach der Hochzeit der heutigen Eigentümerin erinnerte man sich wieder daran und ging dann in deren Besitz über. ArtLoss Zertifikat vom 30. Januar 2019, no. S00143512 liegt vor. Gutachten Dr. Albrecht Miller vom 21. November 2018. In der kunsthistorischen Einordnung heißt es darin: Das relativ kleine Vesperbild hat sich wahrscheinlich ehemals in der Predella eines Flügelaltars befunden, also einer eher untergeordneten Position. Der kompositorischen Grundform eines asymmetrischen Dreiecks begegnet man bei Vesperbildem und Beweinungsgruppen Riemenschneiders vielfach. Ein gutes Beispiel dafür ist das wesentlich größere, 103 cm hohe Vesperbild in der Pfarrkirche in Zell am Main. Aufgrund des Größenunterschieds und der tiefenräumlicheren Anlage weist diese aus Sandstein gemeißelte Figur reichere Faltenstrukturen auf. Ungemein ähnlich ist jedoch die Gestalt Christi. Sein halb liegender, halb sitzender Leichnam wird von der linken Hand der hinter ihm knienden Maria gestützt und erscheint, dem Betrachter entgegen, in die Frontalität gedreht, um diesem das Leiden des Herrn mit größtmöglicher Intensität nahe zu bringen. Völlig übereinstimmend sind die Haltung der Arme, Hände und Beine. Auch das schmerzvolle Antlitz Marias, das vom Kopftuch umhüllt ist, zeigt geschwisterliche Ähnlichkeit mit dem der Schmerzensmutter in Zell. Dieselben Beobachtungen lassen sich machen beim Relief der Beweinung Christi am Epitaph der 1508 verstorbenen Anna Eltlein in der Pfarrkirche von Heidingsfeld bei Würzburg, das in der Literatur sehr unterschiedlich bewertet wurde. Ich schließe mich der Auffassung Hubert Sehrades an, der das Relief zum Besten zählt, was Riemenschneider in Stein geschaffen hat. Allerdings ist nicht zu übersehen, dass das kleine Lindenholzrelief im Vergleich qualitativ etwas niedriger einzustufen ist, was auf die Beteiligung von Bildhauergesellen in der Werkstatt Tilman Riemenschneiders schließen lässt. Das Vesperbild im Museum im Roseliushaus in Bremen zeigt spiegelbildlich dieselbe Komposition. Es wurde jedoch durch die Hinzufügung des Apostels Johannes zu eine pyramidal aufgebauten Beweinungsgruppe erweitert. Auch hier zeigt der Christuskörper große Ähnlichkeit. An diesem stattlichen, 103 cm hohen, aber nur 22 cm tiefen Relief werden zwischen hart gebrochenen Faltenpartien glatte Gewandflächen sichtbar, die den großzügigen, großflächigen Mantelpartien der Marienfigur am kleinen Vesperbildrelief durchaus ähnlich sind. Schließlich lohnt auch ein Blick auf die Maidbronner Beweinung, einem späten Hauptwerk Riemenschneiders. Hier besteht große Ähnlichkeit hinsichtlich der Haltung und besonders der schlanken Körperbildung Christi, aber auch bei Motiven wie der Knotung des Lendentuchs oder der Form des Kopftuchs Marias, das wie bei fast allen trauernden Marienfiguren in der Mitte über der Stirn eine Einbuchtung zeigt. Die vielfachen stilistischen und motivischen Übereinstimmungen mit für Riemenschneider gesicherten oder anerkannten Werken belegen, dass es

Auction archive: Lot number 617
Auction:
Datum:
27 Feb 2019 - 28 Feb 2019
Auction house:
Nagel Auktionen GmbH
Neckarstr. 189-191
70190 Stuttgart
Germany
contact@auction.de
+49 (0)711 649690
+49 (0)711 64969696
Beschreibung:

Heiligenstadt um 1460 - 1531 Würzburg, Würzburg, um 1520
46 x 44 x 9 cm
Vesperbild. Im Relief gearbeitet in der Grundform eines asymetrischen Dreiecks. Maria, in knieender Haltung dargestellt und den Kopf leicht gesenkt abgewendet, hält in ihrer rechten Hand das Ende ihres Kopftuches, wie im Begriff es an ihr Gesicht zu führen und sich die Tränen abzuwischen. Die Christusfigur zu ihren Füßen ist in halb liegender, halb sitzender Haltung dargestellt. Hinter den Figuren zeichnet sich eine schmale Bank mit stilisiertem Dekor von Mauerwerk ab. Linde, im Relief gearbeitet, aus zwei Teilen zusammengesetzt. Auf Holzsichtigkeit angelegte Arbeit, original eingesetzte Brustwarzen an der Christusfigur, die ehemals eingesetzten Dornen an der Krone fehlen. Die Fußspitzen der Christusfigur sind ergänzt sowie der Daumen der rechten Hand. Bei der Marienfigur ist ebenfalls der rechte Daumen ergänzt und die vertikale Kopftuchfalte rechts neben dem Gesicht. Eine mehrschichtige, spätere Fassung wurde in den 1970er Jahren abgenommen und durch braune Lasur und Schellacküberzug ersetzt. Bei einer neuerlichen, sorgfältigen Restaurierung wurden Lack und Lasur entfernt, Schwundrisse, Wurmlöcher und Unregelmäßigkeiten geschlossen und ausgeglichen, um eine Beruhigung der Oberfläche zu erzielen. Untersucht wurde auch der Abstand der Einschlagspuren der Gabel, mit der das Stück auf der Werkbank fixiert wurde und mit anderen bekannten Riemenschneider-Arbeiten verglichen. Mit einem Abstand des Innenmaßes von 6,5 cm stimmt es mit den Einspannlöchern anderer Werke überein. (Lit. Manfred Schürrmann, Beobachtungen zur Holzbearbeitung. In: Ausstellungskatalog Tilman Riemenschneider Werke seiner Blütezeit. Regensburg 2004, S. 140 f.).
Provenienz: seit vielen Generationen in Mainfränkischem Familienbesitz. Der Tradition dieser Familie katholischen Glaubens folgend, wurde die Pieta immer an eine Tochter weitervererbt und gelangte so auch in das jetzige Eigentum. Der Familienüberlieferung nach kam das Relief bereits zu Anfang des 18. Jahrhunderts durch eine namentlich bekannte Tante bei deren Übersiedelung von Würzburg in die Umgegend einer Mainfränkischen Stadt. Ein kleiner handgeschriebener Zettel mit Namensnennung und Datierung 1709 befand sich vormals auf der Rückseite. Im weiteren Verlauf sind die Nachkommen dieses Familienzweiges seit dem späten 18. Jahrhundert bis in die heutige Zeit dokumentiert. Bekannt ist auch, daß die Pieta um 1900 durch Heirat und Umzug in das Stadthaus am Main gelangte, aus dem es aktuell stammt. Dort hing sie in einem Erker. Bei einem größeren Umbau im Jahre 1954 wurde die Pieta auf dem Speicher in einer kleinen Kammer in einem Schrank zwischengelagert und geriet in Vergessenheit. Erst 1974, nach der Hochzeit der heutigen Eigentümerin erinnerte man sich wieder daran und ging dann in deren Besitz über. ArtLoss Zertifikat vom 30. Januar 2019, no. S00143512 liegt vor. Gutachten Dr. Albrecht Miller vom 21. November 2018. In der kunsthistorischen Einordnung heißt es darin: Das relativ kleine Vesperbild hat sich wahrscheinlich ehemals in der Predella eines Flügelaltars befunden, also einer eher untergeordneten Position. Der kompositorischen Grundform eines asymmetrischen Dreiecks begegnet man bei Vesperbildem und Beweinungsgruppen Riemenschneiders vielfach. Ein gutes Beispiel dafür ist das wesentlich größere, 103 cm hohe Vesperbild in der Pfarrkirche in Zell am Main. Aufgrund des Größenunterschieds und der tiefenräumlicheren Anlage weist diese aus Sandstein gemeißelte Figur reichere Faltenstrukturen auf. Ungemein ähnlich ist jedoch die Gestalt Christi. Sein halb liegender, halb sitzender Leichnam wird von der linken Hand der hinter ihm knienden Maria gestützt und erscheint, dem Betrachter entgegen, in die Frontalität gedreht, um diesem das Leiden des Herrn mit größtmöglicher Intensität nahe zu bringen. Völlig übereinstimmend sind die Haltung der Arme, Hände und Beine. Auch das schmerzvolle Antlitz Marias, das vom Kopftuch umhüllt ist, zeigt geschwisterliche Ähnlichkeit mit dem der Schmerzensmutter in Zell. Dieselben Beobachtungen lassen sich machen beim Relief der Beweinung Christi am Epitaph der 1508 verstorbenen Anna Eltlein in der Pfarrkirche von Heidingsfeld bei Würzburg, das in der Literatur sehr unterschiedlich bewertet wurde. Ich schließe mich der Auffassung Hubert Sehrades an, der das Relief zum Besten zählt, was Riemenschneider in Stein geschaffen hat. Allerdings ist nicht zu übersehen, dass das kleine Lindenholzrelief im Vergleich qualitativ etwas niedriger einzustufen ist, was auf die Beteiligung von Bildhauergesellen in der Werkstatt Tilman Riemenschneiders schließen lässt. Das Vesperbild im Museum im Roseliushaus in Bremen zeigt spiegelbildlich dieselbe Komposition. Es wurde jedoch durch die Hinzufügung des Apostels Johannes zu eine pyramidal aufgebauten Beweinungsgruppe erweitert. Auch hier zeigt der Christuskörper große Ähnlichkeit. An diesem stattlichen, 103 cm hohen, aber nur 22 cm tiefen Relief werden zwischen hart gebrochenen Faltenpartien glatte Gewandflächen sichtbar, die den großzügigen, großflächigen Mantelpartien der Marienfigur am kleinen Vesperbildrelief durchaus ähnlich sind. Schließlich lohnt auch ein Blick auf die Maidbronner Beweinung, einem späten Hauptwerk Riemenschneiders. Hier besteht große Ähnlichkeit hinsichtlich der Haltung und besonders der schlanken Körperbildung Christi, aber auch bei Motiven wie der Knotung des Lendentuchs oder der Form des Kopftuchs Marias, das wie bei fast allen trauernden Marienfiguren in der Mitte über der Stirn eine Einbuchtung zeigt. Die vielfachen stilistischen und motivischen Übereinstimmungen mit für Riemenschneider gesicherten oder anerkannten Werken belegen, dass es

Auction archive: Lot number 617
Auction:
Datum:
27 Feb 2019 - 28 Feb 2019
Auction house:
Nagel Auktionen GmbH
Neckarstr. 189-191
70190 Stuttgart
Germany
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