Wollschläger, Hans, Schriftsteller, Übersetzer und Literaturkritiker, Träger zahlreicher Literaturpreise, geistig mit Arno Schmidt verwandt, u. a. gerühmt für seine James-Joyce-Übertragung und seine Karl-May-Editionen (1935-2007). Brief m. U. "Hans Wollschläger". 1 S. (in sehr kleinem Schriftgrad). Mit Umschlag. Gr. 8vo. Bamberg 5.II.1988. Schöner, freundschaftlicher Bekenntnisbrief an einen literarisch versierten Archivar, Musikhistoriker und Arno-Schmidt-Kenner. "... verzeihen Sie mir, daß Ihr so hinreißender Brief bis heute ohne Antwort blieb -: die Aktualitäten-Post überbrandet in meinem Schreiber-Haushalt mittlerweile alle Ufer; die Zwischen-Feier-Tage waren durch das widerlichste Geschäft des Jahres besetzt, nämlich die Steuererklärung; dann Tagungs-Sitzungs-Reisereien, die Schmidt-Preis-Verleihung in Celle darunter -: man kann hinter das alles nur das bekannte C'est-la-vie setzen ... ja, und sehn Sie, so betrachte ich - und durchaus ernsthaft eben - auch die übrigen Lebensumstände, die mir von den Geschickes-Mächten zugeteilt worden sind, also auch die 'üblichen Brotarbeiten' -: sie gehören zu jenem Leben, auch dem Ihren, dessen 'eigentliche' Bestimmung immer auch anders denkbar wäre ... ich kann arbeiten; mein Haushalt ist schuldenfrei, wie er's immer war, und meine Familie zufrieden; meine Bedürfnisse halten sich mühelos in Grenzen ... Was ich in den geistfernen Zeiten lamentoso vorgetragen habe, war ja ein bißchen doch über meine Person hinaus gedacht - und gab pro toto meine persönliche Kontonummer nur im Zuge der Satura mit an -: es lag mir dabei ganz fern, für mich selber etwas schnorren zu wollen, und so haben es meine Leser - soll ich in doppelter Brechung nun sagen: bezeichnenderweise? - denn ausnahmslos auch verstanden ... daß es eine Gesinnung wie die Ihre gibt, wird mir tiefer im Gedächtnis bleiben, als es jede materielle Zuwendung erreichen könnte. Ich bin mit dem Leben, das ich zu führen habe, zufrieden und will es auch weiter so führen; was dabei herauskommt, wird - so oder so - das Richtige sein ...". - Das erwähnte Buch "In diesen geistfernen Zeiten. Konzertante Noten zur Lage der Dichter und Denker für deren Volk" war 1986 erschienen und hatte den Adressaten veranlasst, sich Gedanken über Wollschlägers materielle Situation zu machen und die Frage nach der Notwendigkeit von Unterstützung aufzuwerfen.
Wollschläger, Hans, Schriftsteller, Übersetzer und Literaturkritiker, Träger zahlreicher Literaturpreise, geistig mit Arno Schmidt verwandt, u. a. gerühmt für seine James-Joyce-Übertragung und seine Karl-May-Editionen (1935-2007). Brief m. U. "Hans Wollschläger". 1 S. (in sehr kleinem Schriftgrad). Mit Umschlag. Gr. 8vo. Bamberg 5.II.1988. Schöner, freundschaftlicher Bekenntnisbrief an einen literarisch versierten Archivar, Musikhistoriker und Arno-Schmidt-Kenner. "... verzeihen Sie mir, daß Ihr so hinreißender Brief bis heute ohne Antwort blieb -: die Aktualitäten-Post überbrandet in meinem Schreiber-Haushalt mittlerweile alle Ufer; die Zwischen-Feier-Tage waren durch das widerlichste Geschäft des Jahres besetzt, nämlich die Steuererklärung; dann Tagungs-Sitzungs-Reisereien, die Schmidt-Preis-Verleihung in Celle darunter -: man kann hinter das alles nur das bekannte C'est-la-vie setzen ... ja, und sehn Sie, so betrachte ich - und durchaus ernsthaft eben - auch die übrigen Lebensumstände, die mir von den Geschickes-Mächten zugeteilt worden sind, also auch die 'üblichen Brotarbeiten' -: sie gehören zu jenem Leben, auch dem Ihren, dessen 'eigentliche' Bestimmung immer auch anders denkbar wäre ... ich kann arbeiten; mein Haushalt ist schuldenfrei, wie er's immer war, und meine Familie zufrieden; meine Bedürfnisse halten sich mühelos in Grenzen ... Was ich in den geistfernen Zeiten lamentoso vorgetragen habe, war ja ein bißchen doch über meine Person hinaus gedacht - und gab pro toto meine persönliche Kontonummer nur im Zuge der Satura mit an -: es lag mir dabei ganz fern, für mich selber etwas schnorren zu wollen, und so haben es meine Leser - soll ich in doppelter Brechung nun sagen: bezeichnenderweise? - denn ausnahmslos auch verstanden ... daß es eine Gesinnung wie die Ihre gibt, wird mir tiefer im Gedächtnis bleiben, als es jede materielle Zuwendung erreichen könnte. Ich bin mit dem Leben, das ich zu führen habe, zufrieden und will es auch weiter so führen; was dabei herauskommt, wird - so oder so - das Richtige sein ...". - Das erwähnte Buch "In diesen geistfernen Zeiten. Konzertante Noten zur Lage der Dichter und Denker für deren Volk" war 1986 erschienen und hatte den Adressaten veranlasst, sich Gedanken über Wollschlägers materielle Situation zu machen und die Frage nach der Notwendigkeit von Unterstützung aufzuwerfen.
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