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Auction archive: Lot number 2286

Chirico, Giorgio de 6 eigenh. Briefe m. U. und 4 eigenh. Postkarten...

Autographen
18 Apr 2018
Estimate
€45,000
ca. US$55,720
Price realised:
n. a.
Auction archive: Lot number 2286

Chirico, Giorgio de 6 eigenh. Briefe m. U. und 4 eigenh. Postkarten...

Autographen
18 Apr 2018
Estimate
€45,000
ca. US$55,720
Price realised:
n. a.
Beschreibung:

Zarathustra ist gekommen, haben Sie mich verstanden?? “ Chirico, Giorgio de, italienischer Maler, entwickelte die „Pittura metafisica" (1888-1978). 6 eigenh. Briefe m. U. und 4 eigenh. Postkarten m. U. 5 Dop­pelblätter. 4°-8° und 1 Einzelblatt 4°, davon 15 S. beschrieben und die Karten. Teilweise auf vorrastriertem Papier. Mit 4 zugehörigen (lädierten) Umschlägen. Mailand und Florenz o. D. und 8.VII.1909 bis 27.1.1911. Ausserordentliche, sowohl für die künstlerische Entwicklung als auch biographisch gewichtige Brieffolge aus den formativen Jahren de Chiricos. Er war nach dem überraschenden Tode seines Vaters im Herbst 1906 mit seiner Mutter Gemma und seinem jüngeren Bruder Alberto (1891-1952) nach München gezogen, wo er an der Münchner Akademie sein Studium, das er in Athen begonnen hatte, fortsetzte; gleichzeitig nahm sein Bruder Alberto (der ab 1914 das Pseudonym "Savinio" verwendete) Kontrapunktunterricht bei Max Reger. Mutter und Bruder kehren 1907 nach Italien zurück, während Chirico vorerst weiter in München studierte. Nach einem relativ kurzen Mailänder Intermezzo zieht die Familie Anfang 1910 nach Florenz. Durch die in München begonnene und in Florenz weitergeführte Lektüre Nietzsches, vor allem durch dessen evokative Beschreibungen der Turiner Stadtlandschaft, wurde Chirico, der sich in München speziell zu den grossen symbolistischen Kompositionen Arnold Böcklins und der Kunst Max Klingers hingezogen fühlte, zu seinen ersten „metaphysischen", leeren Stadtbildern angeregt, die ab 1912 in Paris entstanden, wohin Chirico und die Mutter Alber­to nachziehen, der bereits 1911, nach dem Misserfolg seines ersten öffentlichen Konzerts in München, dorthin gezogen war. Die Briefe sind alle an den Maler Fritz Gartz (1883-1960) gerichtet, der seit 1906 in München studierte und den de Chirico zu Beginn seines Münchner Aufenthaltes kennengelernt hatte und an den er sich anschloss. In der Folge besuchte Gartz Chirico mehrfach in Italien. In seinen in sorgfältigem, aber vielfach fehlerhaftem Deutsch geschriebenen Briefen bittet Chirico seinen Freund um Hilfe im Hinblick auf seinen Wunsch, 1910 an der Münchner Secessionsausstellung teilzunehmen. Chirico lässt durchblicken, dass seine Gesundheit nicht die beste sei (Chirico litt an Magenproblemen und auch unter Depressionen). Im Brief vom 26.1.1910 aus Florenz gibt Chirico Gartz eindringlich Einblick in seine aktuelle geistige und künstlerische Entwicklung: „...Jetzt werde ich ein wenig von mir sprechen und bitte Sie geduldig zu sein. Das was ich hier in Italien geschaffen habe ist nicht groß oder tief (in dem alten Sinn des Wortes) aber furchtbar. In diesem Sommer habe ich Gemälde gemalt die die tiefsten sind die überhaupt existieren. Ich muss Ihnen die Sache ein wenig erklären weil sicher seitdem Sie leben hat Ihnen jemand nie so etwas gesagt. Wissen Sie erstens, zum Beispiel, wie heißt der tiefste Maler der in dieser Welt gemalt hat? Wahrscheinlich haben Sie keine bestimmte Opinion darüber. Ich werde es Ihnen sagen; er heißt Arnhold Böcklin , er ist der einzige Mann der tiefe Gemälde gemalt hat. Wissen Sie jetzt wie der tiefste Dichter heißt? Wahrscheinlich werden Sie mir sofort von Dante von Goethe und von anderen Leuten sprechen - es sind alle Mißverständnisse - der tiefste Dichter heiß Friedrich Nietsche . -Als ich Ihnen von meinen Gemälden sagte daß die tief sind haben Sie sicher an riesige Kompositionen gedacht mit vielen nackten Leuten die etwas überwinden wollen, so wie sie der dümmste Künstler gemalt hat: Michelangelo. -Nein, lieber Freund, es sind ganz andere Sachen - die Tiefe so wie ich verstanden habe und so wie sie Nietsche verstanden hat steht anders als da wo sie man bis jetzt gesucht hat. Meine Gemälde sind klein (die größten 50-70 cm) aber jedes ist ein Rätsel , jedes enthält eine Poesie, eine Stimmung eine Versprechung die Sie in anderen Gemälden nicht finden könnten. Es ist eine furchtbare Freude für mich sie gemalt zu haben - als ich sie austeilen

Auction archive: Lot number 2286
Auction:
Datum:
18 Apr 2018
Auction house:
Galerie Bassenge
Erdener Str. 5a
14193 Berlin
Germany
info@bassenge.com
+49 30 89380290
+49 30 8918025
Beschreibung:

Zarathustra ist gekommen, haben Sie mich verstanden?? “ Chirico, Giorgio de, italienischer Maler, entwickelte die „Pittura metafisica" (1888-1978). 6 eigenh. Briefe m. U. und 4 eigenh. Postkarten m. U. 5 Dop­pelblätter. 4°-8° und 1 Einzelblatt 4°, davon 15 S. beschrieben und die Karten. Teilweise auf vorrastriertem Papier. Mit 4 zugehörigen (lädierten) Umschlägen. Mailand und Florenz o. D. und 8.VII.1909 bis 27.1.1911. Ausserordentliche, sowohl für die künstlerische Entwicklung als auch biographisch gewichtige Brieffolge aus den formativen Jahren de Chiricos. Er war nach dem überraschenden Tode seines Vaters im Herbst 1906 mit seiner Mutter Gemma und seinem jüngeren Bruder Alberto (1891-1952) nach München gezogen, wo er an der Münchner Akademie sein Studium, das er in Athen begonnen hatte, fortsetzte; gleichzeitig nahm sein Bruder Alberto (der ab 1914 das Pseudonym "Savinio" verwendete) Kontrapunktunterricht bei Max Reger. Mutter und Bruder kehren 1907 nach Italien zurück, während Chirico vorerst weiter in München studierte. Nach einem relativ kurzen Mailänder Intermezzo zieht die Familie Anfang 1910 nach Florenz. Durch die in München begonnene und in Florenz weitergeführte Lektüre Nietzsches, vor allem durch dessen evokative Beschreibungen der Turiner Stadtlandschaft, wurde Chirico, der sich in München speziell zu den grossen symbolistischen Kompositionen Arnold Böcklins und der Kunst Max Klingers hingezogen fühlte, zu seinen ersten „metaphysischen", leeren Stadtbildern angeregt, die ab 1912 in Paris entstanden, wohin Chirico und die Mutter Alber­to nachziehen, der bereits 1911, nach dem Misserfolg seines ersten öffentlichen Konzerts in München, dorthin gezogen war. Die Briefe sind alle an den Maler Fritz Gartz (1883-1960) gerichtet, der seit 1906 in München studierte und den de Chirico zu Beginn seines Münchner Aufenthaltes kennengelernt hatte und an den er sich anschloss. In der Folge besuchte Gartz Chirico mehrfach in Italien. In seinen in sorgfältigem, aber vielfach fehlerhaftem Deutsch geschriebenen Briefen bittet Chirico seinen Freund um Hilfe im Hinblick auf seinen Wunsch, 1910 an der Münchner Secessionsausstellung teilzunehmen. Chirico lässt durchblicken, dass seine Gesundheit nicht die beste sei (Chirico litt an Magenproblemen und auch unter Depressionen). Im Brief vom 26.1.1910 aus Florenz gibt Chirico Gartz eindringlich Einblick in seine aktuelle geistige und künstlerische Entwicklung: „...Jetzt werde ich ein wenig von mir sprechen und bitte Sie geduldig zu sein. Das was ich hier in Italien geschaffen habe ist nicht groß oder tief (in dem alten Sinn des Wortes) aber furchtbar. In diesem Sommer habe ich Gemälde gemalt die die tiefsten sind die überhaupt existieren. Ich muss Ihnen die Sache ein wenig erklären weil sicher seitdem Sie leben hat Ihnen jemand nie so etwas gesagt. Wissen Sie erstens, zum Beispiel, wie heißt der tiefste Maler der in dieser Welt gemalt hat? Wahrscheinlich haben Sie keine bestimmte Opinion darüber. Ich werde es Ihnen sagen; er heißt Arnhold Böcklin , er ist der einzige Mann der tiefe Gemälde gemalt hat. Wissen Sie jetzt wie der tiefste Dichter heißt? Wahrscheinlich werden Sie mir sofort von Dante von Goethe und von anderen Leuten sprechen - es sind alle Mißverständnisse - der tiefste Dichter heiß Friedrich Nietsche . -Als ich Ihnen von meinen Gemälden sagte daß die tief sind haben Sie sicher an riesige Kompositionen gedacht mit vielen nackten Leuten die etwas überwinden wollen, so wie sie der dümmste Künstler gemalt hat: Michelangelo. -Nein, lieber Freund, es sind ganz andere Sachen - die Tiefe so wie ich verstanden habe und so wie sie Nietsche verstanden hat steht anders als da wo sie man bis jetzt gesucht hat. Meine Gemälde sind klein (die größten 50-70 cm) aber jedes ist ein Rätsel , jedes enthält eine Poesie, eine Stimmung eine Versprechung die Sie in anderen Gemälden nicht finden könnten. Es ist eine furchtbare Freude für mich sie gemalt zu haben - als ich sie austeilen

Auction archive: Lot number 2286
Auction:
Datum:
18 Apr 2018
Auction house:
Galerie Bassenge
Erdener Str. 5a
14193 Berlin
Germany
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+49 30 89380290
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